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In der Budvar-Brauerei im böhmischen Budweis wird das Budweiser Bier seit Oktober 1895 gebraut.

Foto: Reuters / David W. Cerny

Besucht man die Budvar-Brauerei im böhmischen Budweis, wird einem die rührselige Geschichte aufgetischt, dass ein böser amerikanischer Bierkonzern den armen Tschechen die Marke Budweiser streitig macht.

Die Wahrheit ist komplizierter: Die Gründung der Budweiser Brauerei hat viel mit tschechischem Nationalismus zu tun, der sich im 19. Jahrhundert unter anderem darin ausdrückte, dass nationalistische Tschechen im damals zweisprachigen Böhmen keine "deutschen" Lokale aufsuchten und keine "deutschen" Biere trinken wollten.

Seit 1895

Wilfried Dimmel ist in seiner (nun im Verlag Dr. Kovac erschienenen) Masterarbeit diesem Zusammenhang nachgegangen. Er hat nicht nur die Gründungsgeschichte der Böhmischen Aktienbrauerei (in Budweis befand sich seit 100 Jahren ein deutschnational geführtes "Bürgerliches Brauhaus", später mit der Marke Samson bekannt) aufgearbeitet, sondern sie auch in den Kontext eines "nationalistischen" Markenaufbaus gestellt.

Im Oktober 1895 wurde dann erstmals jenes Budweiser Bier gebraut, das heute zumindest in Österreich ohne jeden nationalistischen Beigeschmack beliebt ist. Was die Freunde dieses Bieres nicht so gerne hören: Bei Anheuser Busch in St. Louis gab es zur Zeit der Brauereigründung längst – nämlich seit 1876 – die Marke Budweiser. Sie ist die erfolgreichste Biermarke der Welt. (Conrad Seidl, RONDO, 8.2.2017)