Bamako – Bei einem Selbstmordanschlag nahe einem Militärstützpunkt im Norden Malis sind mindestens 60 Menschen getötet worden. Der Attentäter sprengte sich am Mittwoch in der Stadt Gao vor einem Lager in die Luft, als malische Streitkräfte und frühere Rebellen sich für eine gemeinsame Patrouille versammelten. Dies ging aus einer im staatlichen Fernsehen verlesenen Erklärung der Regierung hervor.

Es soll zudem viele Verletzte geben. "Das Krankenhaus ist überfüllt. Überall sind verstümmelte Körper", sagte Arboncana Maiga, ein Bewohner des Stadtviertels am Telefon. "So etwas haben wir in Gao noch nicht erlebt." Malis Präsident Ibrahim Boubacar Keita ordnete nach dem Anschlag eine dreitägige Staatstrauer an, wie sein Büro über Twitter erklärte.

Die islamistische Terrororganisation Al-Kaida Islamischen Maghreb (AQMI) bekannte sich sich zu dem Selbstmordanschlag. Das verlautete auf der auf Beobachtung von Terror-Propaganda spezialisierten Site Intelligence Group am Mittwoch.

Gemeinsame Patrouillen Teil des Friedensabkommens

Die gemeinsamen Patrouillen von Streitkräften und früheren Rebellen, die der Attentäter offenbar zum Ziel hatte, sind eines der wichtigsten Elemente des Friedensabkommens zur Stabilisierung des Landes. Sie sollen die früheren Rebellen integrieren.

In Gao befindet sich einer der wichtigsten UN-Stützpunkte im Land. Das Attentat war auch ein klarer Beleg, dass Extremisten im Norden Malis weiter zu großen Anschlägen fähig sind.

Frankreichs Präsident Francois Hollande hatte erst am Samstag Einsatztruppen in Gao besucht. Die deutsche Bundeswehr beteiligt sich in Gao mit mehr als 500 Soldaten an einer UN-Friedensmission zur Stabilisierung des westafrikanischen Landes. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen war zuletzt kurz vor Weihnachten bei den Bundeswehrsoldaten in Gao gewesen. Die deutsche Bundesregierung hat diesen Monat eine Verdoppelung der Mandatsobergrenze für Mali auf rund 1.000 Soldaten beschlossen.

Österreicher im Einsatz

In Mali sind auch österreichische Soldaten im Einsatz. Im Rahmen der EU-Trainingsmission EUTM bilden 14 Soldaten einheimische Kollegen aus. Seit 2016 sind auch (derzeit sechs) Bundesheer-Soldaten auch als Blauhelme im Rahmen von Minusma aktiv.

Der UN-Sicherheitsrat sollte sich noch am Mittwoch in einer seit längerem geplanten Aussprache mit der Lage in Mali befassen. Die Blauhelm-Mission in Mali ist derzeit der gefährlichste UN-Einsatz.

Der Norden Malis und die angrenzenden Gebiete der Sahelzone sind ein Rückzugsgebiet für Rebellen und islamistische Terroristen. Neben Al-Kaida im Islamischen Maghreb (AQMI) sind dort die islamistischen Terrorgruppen Ansar Dine und Al Mourabitoun aktiv. Zuletzt gab es auch vermehrt Anschläge im Zentrum des Landes. Bis zu 15.000 UN-Blauhelmsoldaten und Polizisten bemühen sich um eine Stabilisierung des Landes. (APA, 18.1.2017)