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Reichhaltig ausgestattete Gräber waren in der Zhou-Dynastie großteils Männern vorbehalten. Mit wenigen Ausnahmen blieben die Grabstätten von Frauen vergleichsweise schmucklos.

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New York – Der Übergang von der Jungsteinzeit zur Bronzezeit war in China von einschneidenden Veränderungen geprägt. Nicht nur der Speiseplan veränderte sich, auch die Stellung der Frau in der Gesellschaft. Forscher fanden nun in den Ernährungsgewohnheiten verschiedener Epochen Hinweise darauf, wie sich der soziale Status der Frau über die Jahrhunderte verschlechtert hatte.

Die Nahrungsgrundpfeiler der neolithischen Yangshao-Kultur in Zentral- und Nordchina zwischen 5.000 und 2.900 vor unserer Zeitrechnung bestanden aus Hirse, Schweinen und erjagtem Wild. Dies ergaben Isotopenanalysen, die ein Team um Kate Pechenkina von der City University in New York an Knochen aus Gräbern dieser Ära durchgeführt hat.

All diese Nahrungsmittel kamen offenbar zunächst für lange Zeit beiden Geschlechtern zugute. Untersuchung von Yangshao-Gräber aus verschiedenen Zeitabschnitten konnten jedenfalls keine Unterschiede in den Ernährungsgewohnheiten von Männern und Frauen feststellen. Dies deutet nach Ansicht der Forscher darauf hin, dass Frauen in der Jungsteinzeit zumindest am Tisch die gleichen Rechte besaßen wie Männer.

Getreidebrei statt Fleisch

Mehr als 2.000 Jahre später, in der Bronzezeit, sah die Situation dagegen bereits völlig anders aus. Mittlerweile hatten Weizen, Gerste sowie neue Haustierarten den Speiseplan bereichert, was sich für den weiblichen Anteil der Bevölkerung offenbar nicht positiv auswirkte: Gräber aus der Östlichen Zhou-Dynastie (771–221 vor unserer Zeitrechnung) offenbarten ein bedeutendes Missverhältnis beim Zugang zu bestimmten Lebensmitteln. Die Isotopenuntersuchungen ergaben, dass Mädchen und Frauen hauptsächlich Getreidebrei bekamen, der Anteil an tierischen Produkten war dagegen im Unterschied zu Männern sehr gering.

"Die offensichtlichen Trennung der Ernährungssignaturen von Männern und Frauen weist darauf hin, dass Mahlzeiten in den Haushalten während der Östlichen Zhou-Dynastie nicht mehr länger geteilt wurden", schreiben die Forscher im Fachjournal "PNAS". Die Konsequenzen spiegelten sich auch in den untersuchten menschlichen Überresten wider: An den Skeletten der Frauen konnten die Wissenschafter vielfach Anzeichen für Mangelernährung, Krankheiten und Wachstumsstörungen entdecken.

Veränderte Weizen den Status der Frau?

Darüber hinaus zeigten auch die Gräber selbst, wie gering die Bedeutung von Frauen geworden war. Während in der Jungsteinzeit hauptsächlich die Frauengräber Beigaben, meist in Form von Töpferwaren, enthielten, waren die bronzezeitlichen Frauen-Grabstätten im Durchschnitt gegenüber jenen der Männer wesentlich einfacher und schmuckloser gehalten. Pechenkina und ihre Kollegen vermuten, dass zwischen dem Wandel in der Stellung der Frau und der Einführung der neuen Feldfrüchte ein Zusammenhang besteht. (tberg, 21.1.2017)