Teil des Videoprogramms der Transmediale-Ausstellung: Suchart Wannasets "Connection Detachment" (2016).


Foto: Suchart Wannaset

Wien – Zwanzig Jahre ist es her, dass die Künstlerin Brigitte Kowanz an der Wiener Universität für angewandte Kunst eine Bildhauereiklasse übernahm und daraus die Abteilung Transmediale Kunst machte. Die Idee war, die Kunststudenten freier über die Genres verfügen zu lassen. Sie sollten ihre Projekte flottierend zwischen Malerei, Skulptur, Medien- oder Performancekunst konzipieren und realisieren können.

Was das konkret bedeutet, sieht man aktuell im Kunstraum Niederösterreich, wo die "Transmediale" ihr 20-Jahr-Jubiläum begeht. Lightness and matter. matter and lightness heißt jener Ausstellungszweiteiler, in dem man sich nicht zuletzt das Ziel setzte, die "DNA" dieses vielfältigen Kunstbiotops kenntlich zu machen.

Keine klassische Semesterpräsentation ist die Schau nämlich, sondern eine Art Retrospektive. Dabei, so Peter Kozek, Assistent Kowanz', Kokurator der Ausstellung und hauptverantwortlich für den Performanceschwerpunkt der Abteilung, habe man auch kein klassisches "Best of" präsentieren wollen. Es sei vielmehr darum gegangen, die Dialoge und Parallelen zu zeigen, die sich zwischen den Arbeiten der verschiedenen Künstlergenerationen ergäben. Diese Entscheidung zeitigt den vorteilhaften Effekt, dass die Schau im besten Sinne mehr ist als die Summe ihrer Teile. Nicht zuletzt, weil sie auf ihr Thema – im ersten Teil die "Leichtigkeit" – konzentriert bleibt.

Ein wiederkehrendes Element der Schau bilden denn auch transparente Materialien respektive Symbole der Durchlässigkeit. Nicht nur, dass einen am Eingang emblematischerweise eine Art Bilderrahmen, frei in den Raum gestellt, begrüßt (Lukas Kaufmann, Cabinet). Markant ist auch eine aus transparenten Acrylglasrollen aufgebaute, äußerst fragile Säule, in die Gegenstände wie etwa ein Palmenblatt eingeschlossen sind. Es handelt sich um ein Objekt, das der Künstler Oliver Kowacz als "dreidimensionales Protokoll" eines Gesprächs versteht, das er führte.

Durchlässige Grenzen

Das Ihrige zur "Leichtigkeit" der Schau tut indes die Familiarität, mit der sich die "Transmediale" hier präsentiert: Wenn eine aus Drahtgitter gebaute Raumzeichnung Constantin Lusers hier einer aktuellen Diplomarbeit (Xaver Gschnitzers Hyperartefakten, 2017) gegenübersteht, so mag man das auch als Sinnbild der Hierarchielosigkeit lesen.

Auch Kowanz, die Österreich 2017 gemeinsam mit Erwin Wurm auf der Biennale in Venedig vertreten wird, zeigt einen der für sie typischen Glaskuben mit Neonschrift darin. Der sich im Inneren dahinschlängelnde Schriftzug könnte dabei auf einen weiteren roten Faden durch die Schau verweisen: die Idee der sich dreidimensional im Raum ausbreitenden Zeichnungslinie. Deutlich wird dies freilich bei Luser, aber etwa auch im Beitrag Lukas Matuscheks, der seine Handschrift in Objekte aus gebogenem Rundstahl übersetzte.

Auf solcher Grundierung sind – nicht zuletzt in einem 90-minütigen Videoprogramm und Eröffnungsperformances – freilich viele weitere Arbeiten zu sehen, die die "Leichtigkeit" auch vermittelter umkreisen. Bemerkenswert ist etwa der Beitrag Marie Reichels, die das Zeichnen im Raum weiter fasst: Ihre von der Decke hängenden, entfernt an Kleidungsstücke erinnernde Objekte bestehen aus Kupferrohren und Seilen, aber auch aus Textilien, Tapeten, einem Stuhl. (Roman Gerold, 18.1.2017)