Die echte Grippe ist eine sehr ansteckende Krankheit. Wissen über Infektionsvermeidung, die Wandelbarkeit von Viren und ihr Gefahrenpotenzial braucht man vor allem im Winter.

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Frage: Warum erkranken nicht alle Menschen an Grippe?

Antwort: Weil sich nicht alle anstecken. Die großen Umschlagplätze sind überall dort, wo Menschen auf engem Raum zusammenkommen, also öffentliche Verkehrsmittel, Kindergärten, Schulen. Weihnachts- und Semesterferien stoppen die Influenza kurzfristig.

Frage: Wie erfolgt die Ansteckung?

Antwort: Durch Tröpfcheninfektion beim Sprechen, Husten oder Niesen. Die Partikel können sich im Umkreis von einem Meter verteilen und schweben eine Zeitlang in der Luft. Werden sie eingeatmet, setzen sie sich in den Atemwegen fest. Man kann sich auch beim Händeschütteln und über Türschnallen anstecken.

Frage: Warum kommen Grippewellen immer nur im Winter?

Antwort: Das ist nicht endgültig geklärt, aber: weil man sich meist in Innenräumen aufhält, Heizungsluft die Atemwege austrocknet. Offensichtlich fühlen sich Influenza-Viren bei niedrigeren Temperaturen wohler.

Frage: Sind alle Viren schlecht?

Antwort: Nein, Biologen sind der Überzeugung, dass sie in der Evolution eine wichtige Rolle spielen und Menschen erst zu dem gemacht haben, was sie sind. Viele Vireninfektionen verlaufen unbemerkt, nur manche machen krank.

Frage: Warum helfen Antibiotika bei Grippe und Virusinfektionen nicht?

Antwort: Viren haben (im Gegensatz zu Bakterien) keinen eigenen Stoffwechsel und brauchen einen Wirt, um sich zu vermehren. Das Erbgut der Viren baut sich in körpereigene Zellen ein. Antibiotika können deshalb nichts ausrichten, im Gegenteil: Nutzlos verabreicht, tragen sie zur Antibiotikaresistenz bei. Das kann bei einer späteren bakteriellen Infektion lebensgefährlich sein.

Frage: Was ist der Unterschied zwischen einem grippalen Infekt und einer "echten Grippe"?

Antwort: Es gibt viele unterschiedliche Viren, auch solche, die nur Schnupfen verursachen. Sie werden im Englischen als "walking disease" bezeichnet, eine Influenza hingegen als "lying disease".

Frage: Was sind typische Symptome?

Antwort: Schüttelfrost, Gliederschmerzen, hohes Fieber, Kopfweh, trockener Husten. Und das Gefühl, richtig krank zu sein.

Frage: Warum ist die Grippe jedes Jahr anders?

Antwort: Das Virus ist wie ein Chamäleon, das abhängig davon, in welchen "Wirten" es sich vermehrt, sein Gewand ändert. Hämaglutinin und Neuraminidase sind die Erkennungsmerkmale. Die WHO beobachtet deren Veränderungen und macht aufgrund der Entwicklungen auf der Südhalbkugel Vorhersagen für die nächste Grippewelle bei uns. Dementsprechend werden Impfstoffe produziert.

Frage: Wie schützt die Impfung?

Antwort: Sie enthält nur die Oberflächenstruktur der Viren und löst die Immunantwort aus.

Frage: Krank trotz Impfung: Wie kann das sein?

Antwort: Zwei Gründe: Entweder ein grippaler Infekt wird als Influenza fehlinterpretiert, oder das Virus hat sich zwischen WHO-Vorhersage und Impfstoffproduktion gewandelt beziehungsweise die WHO-Vorhersage war nicht richtig.

Frage: Zahlt sich eine Impfung auch jetzt noch aus?

Antwort: Ja, bis zum vollen Impfschutz dauert es bis zu drei Wochen, doch die Krankheit fällt milder aus.

Frage: Muss man jedes Jahr impfen?

Antwort: Ja, Ende Oktober. Über die Jahre (und die unterschiedlichen Impfstoffe gegen die vielen Influenza-Spielarten) baut sich ein Impfschutz auf, von dem ältere Menschen (die mit höherem Lebensalter ja immer anfälliger werden) besonders profitieren.

Frage: Helfen Grippemedikamente?

Antwort: Nur, wenn sie 24 bis 48 Stunden nach Infektion eingenommen werden, und das ist oft nicht der Fall. Theoretisch blockieren sie die Virenvermehrung und lindern damit die Krankheitssymptome.

Frage: Wann sollte man ins Spital?

Antwort: Wenn Atemnot, Kreislaufprobleme, Benommenheit, behandlungsresistentes Fieber dazukommen. Idealerweise kommt der Hausarzt nach Hause, um Ansteckungen in der Ordination zu vermeiden. Er entscheidet auch über eine Einweisung ins Spital. (Karin Pollack, 20.1.2017)