Washington – Das US-Militär hat in Libyen zwei Lager der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) angegriffen und dabei mehr als 80 Kämpfer getötet. Darunter seien externe Planer gewesen, die Operationen in Europa vorbereitet hätten, sagte der scheidende Verteidigungsminister Ashton Carter am Donnerstag in Washington.

Die IS-Kämpfer waren demnach aus der vor kurzem befreiten Hafenstadt Sirte geflohen. Erste Lageberichtete deuteten darauf hin, dass mehr als 80 Kämpfer getötet worden seien, sagte Carter.

Der scheidende US-Präsident Barack Obama ordnete den Angriff persönlich an. Die Camps befanden sich nach Angaben des Pentagons 45 Kilometer südwestlich von Sirte. Das US-Militär setzte dabei B-2-Tarnkappenbomber ein, die von einem Luftwaffenstützpunkt im US-Bundesstaat Missouri aufbrachen und anschließend wieder dorthin zurückkehrten.

Sirte galt lange als heimliche Hauptstadt des IS in Libyen. Die Extremisten hatten den Geburtsort des ehemaligen Langzeitmachthabers Muammar Al-Gaddafi Anfang 2015 eingenommen. Im Mai begannen regierungstreue Milizen eine Bodenoffensive, um den IS zu vertreiben. Die USA unterstützten die Operation mit Luftangriffen. Die Hafenstadt wurde schließlich im Dezember befreit. Beobachter gingen aber davon aus, dass die Terrormiliz in Libyen weiterhin gefährlich bleiben wird.

Pentagon-Sprecher Peter Cook erklärte, der Angriff sei als Ergänzung zu der Befreiung Sirtes zu verstehen. Er werde die Möglichkeit des IS verringern, Attacken auf die libyschen Streitkräfte auszuüben.

Der IS hatte sich das Chaos und innenpolitische Vakuum in Libyen lange zunutze gemacht. Das ölreiche Land in Nordafrika versinkt seit dem Sturz von Gaddafi 2011 in einem Bürgerkrieg. Zudem konkurrieren zwei Regierungen miteinander. (APA, 19.1.2017)