Streifzug durch Australiens ausgerottete Megafauna, unten in der Mitte beginnend im Uhrzeigersinn: Der Beutellöwe (das größte bekannte räuberische Beuteltier), der Riesenwaran Megalania, der über zwei Meter hohe Vogel Genyornis (ein Gänseverwandter), ein mit den Wombats verwandtes Diprotodon, das aufgerichtet drei Meter hohe Känguru Procoptodon und schließlich der Beutelwolf. Letzterer hat die erste Einwanderungswelle von Menschen überstanden, um schließlich der zweiten, aus Europa kommenden, zu erliegen.

Foto: Peter Trusler, Monash University

Paris – Wie die meisten großen Landmassen der Erde – außer Afrika und zum Teil Asien – ist auch Australien heute nur noch von einem schwachen Abklatsch seiner einstigen Megafauna bewohnt. Dazu gehörten bis vor nicht allzu langer Zeit unter anderem sieben Meter lange Warane oder Wombat-Verwandte in der Größe eines Pkws. Und auch in diesem Fall waren sich Experten uneinig, ob das Verschwinden der Großtiere am Auftauchen des Menschen lag (die sogenannte Overkill-Hypothese), oder ob Klimaveränderungen schuld waren.

In Europa und Nordamerika fiel das Verschwinden der Megafauna mit derselben Klimaerwärmung zusammen, die den Menschen die Ausbreitung auf diesen Kontinenten ermöglichte – die Faktoren sind also schwer voneinander zu trennen. In Australien starben die Großtiere allerdings schon viel früher aus als die auf der Nordhalbkugel, nämlich vor etwa 45.000 Jahren. Das fällt genau in den Zeitraum, in dem der Homo sapiens Australien erreichte. Und dennoch wurde die Overkill-Hypothese nicht allgemein akzeptiert und immer noch eine verheerende Klimaveränderung als Hauptursache für möglich gehalten.

Klima-Rekonstruktion

Eine aktuelle Studie im Fachblatt "Nature Communications" erteilt dem nun eine Absage. Mehr als 85 Prozent der großen Säugetiere, Vögel und Reptilien in Australien seien kurz nach dem Auftauchen der menschlichen Spezies ausgestorben, heißt es darin. Das Artensterben sei binnen gerade einmal 4.000 Jahren vonstatten gegangen: Massenhaftes Töten und insbesondere die Jagd auf leichter zu erbeutende Jungtiere war die Ursache, sagen die Forscher um Gifford Miller von der University of Colorado.

Die Wissenschafter berufen sich dabei auf die Analyse von Ablagerungen, die bei Bohrungen im Indischen Ozean vor der Südwestküste Australiens zutage gefördert wurden. Es handelt sich dabei um Schichten von Material, das vom Land aufs Meer geweht wurde, darunter Staub, Asche und Sporen eines Pilzes, der im Dung von pflanzenfressenden Tieren zu finden ist.

Der Einschnitt

Die Wissenschafter rekonstruierten auf dieser Grundlage das Klima und die Ökosysteme vor bis zu 150.000 Jahren. Ihr Ergebnis: Der Pilz belege die Existenz riesiger pflanzenfressender Säugetiere im Südwesten Australiens bis vor rund 45.000 Jahren – entgegen der Hypothese, dass die Großtiere Australiens bei der Ankunft des Menschen aus natürlichen Gründen schon weitgehend verschwunden gewesen seien.

"In einem nur wenige tausend Jahre dauernden Zeitfenster kollabierte die Megafauna-Population", sagt Miller. Anzeichen für einen bedeutenden Klimawandel in der Region habe man dagegen keine gefunden – deshalb deuten die Daten auf "Menschen als primären Ausrottungsgrund" hin. (red, APA, 20. 1. 2017)