Wien – Also zieht die SUV-Idee weite Kreise und stülpt sich über jede Fahrzeugklasse. Kein Format ist davor gefeit, ein SUV zu werden, denn die Nachfrage sprudelt wie ein nie versiegender Quell feinster Deckungsbeiträge.

Und, um es von der humanistischen Seite zu betrachten, warum den Menschen nicht geben, was sie wollen? Die Autoindustrie erschloss nach der horizontalen Ausreizung des Portfolios (kurz, mittel, lang) die Dimension der Höhe, gab allem ein, zwei Handbreit mehr Luft unter die Bodenplatte, fügte Allradantrieb dazu und beendete das Ganze mit einer Heckklappe.

Foto: Andreas Stockinger

Unantastbare Ikonen wie der Porsche 911, dessen Gestalt in Marmor gemeißelt schien, gerieten in den Wirbel des neuen Zeitalters, er türmte sich auf zum mächtigen Cayenne und strafte alle jene Lügen, die das Ende der Kultur beweinten. Sein Erfolg riss Jaguar, Bentley und Maserati mit, und nun plant sogar Rolls-Royce, wie man hört, den Bau eines mobilen Mountainressorts; während längst das breite Volk mit kompakten Versionen fast aller Marken das Straßenbild veränderte.

Ursprüngliche Gedanken

Der letzte Schrei sind CitySUVs, also die Umsetzung des Trends auf kleine Größen, damit auch wirklich alle was davon haben. Wobei die Verzahnung der Begriffe City und SUV den ursprünglichen Gedanken, den Autofahrern das Gelände abseits befestigter Wege näher zu bringen, endgültig verwässert.

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Nach Q7, Q5 und Q3 zählt Audi nun hinunter auf Q2, womit alle jene zu kleinen Abenteurern werden, die sonst in einem Polo oder Astra sitzen würden. Ingolstadt vollzieht die Anwendung des modularen Konzern-Querbaukastens naturgemäß mit feinem Strich, gab ihm das nötige Grobe sensibel interpretiert durch Kanten und Sicken an den richtigen Stellen.

Erhabenheit

Man spürt die gewisse Erhabenheit, auch wenn der Q2 mit rund 4,20 Metern hinter dem A3 zurückbleibt, was der urbanen Leichtläufigkeit entgegenkommt, ohne dass man sich im Inneren eingeschnürt fühlt. Sogar ein veritabler Kofferraum ging sich aus. Die teilbare Rückbank ist allerdings nicht verschiebbar, was die Fondpassagiere freut, die sich klarerweise ein wenig mit den vorne Sitzenden arrangieren müssen.

Foto: Andreas Stockinger

Der Q2 liegt locker in der Hand, von einem höheren Schwerpunkt oder lästigen Wank- und Schwankneigungen auch in schnellen Kurven keine Spur. Audi hat uns den 190 PS TDI hingestellt, der sich trotz überschaubaren Gewichts von 1,5 Tonnen nicht als Durchreißer erwies, obwohl selbstverständlich tadellose Alltagsfahrleistungen spielend abrufbar sind.

Audi SQ2

Das Doppelkupplungsgetriebe schaltet geschmeidig, die Progressivlenkung, die bei höherem Tempo widerständiger wird, und das fein und fest abgestimmte Fahrwerk könnten auch noch mehr Dampf verarbeiten. Der vielleicht mit einem SQ2 mit mehr als 300 PS schon in der Gerüchteküche vorgeheizt wird. Weiters hatte unser Q2 das virtuelle Cockpit, jenes TFT-Display anstelle analoger Armaturen, das die klassische Ansicht mit prominenten Rundinstrumenten auf Knopfdruck ersetzt und im Infotainment-Menü surfen lässt.

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Das und Leder und Alu und Lack und MMI-Navigation und Audi Sound System hoben den Preis von rund 39.000 auf knackige 54.700 Euro, was den smarten City-SUV zu einem Luxusschlitten im Kompaktformat adelt. Viel teurer kann man den Dschungel der Großstadt in diesem Segment nicht durchstreifen. Viel hübscher und viel angenehmer allerdings auch nicht. (Andreas Stockinger, 27.1.2017)

Nachlese:

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Jeep Cherokee: Treffen der Generationen

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