Sie war eine der am stärksten von der Industrie gehypten Technologien ihrer Zeit. Und mit "Avatar" hatte Hollywood sogar einen Kino-Blockbuster geliefert, der ihre Stärken demonstrieren sollte. "3-D" war Ende des vergangenen Jahrzehnts in aller Munde. Die für jedes Auge leicht versetzte Anzeige des Bildes einer Aufnahme lässt Filminhalte auf den Zuseher plastischer wirken.
Auch in den eigenen vier Wänden sollte dieses Feature die Cineasten begeistern. Bald hatten alle TV-Hersteller von Rang und Namen neue Modelle im Angebot, die das neue Format unterstützten. Doch während in den Kinos bis heute viele Filme auch in einer 3-D-Fassung gezeigt werden, geht das Zeitalter der 3-D-Fernseher nun endgültig zu Ende.
LG und Sony streichen Unterstützung
Das schreibt CNet auf Basis von Beobachtungen der diesjährigen CES. Die Consumer Electronics Show bietet zu Jahresbeginn stets einen groben Ausblick auf die Technologietrends des Jahres. Und während viele Anbieter 2015 und 2016 noch einige TV-Geräte mit 3-D-Support vorstellten, hat sich die Branche nun endgültig von ihrem Stiefkind verabschiedet.
Nachdem Samsung schon letztes Jahr den Verzicht auf die Zusatzfunktion bekanntgegeben hat, sind mit Sony und LG nun die letzten beiden bedeutenden Produzenten nachgezogen. Und auch viele kleinere Anbieter wie etwa Sharp hatten keine neuen Geräte mit "3-D" im Gepäck.
Langer Abwärtstrend
Eine Entwicklung, die zu erwarten war. Denn was Fernsehinhalte betrifft, sieht es in diesem Bereich schon länger düster aus. Auch einige TV-Sender waren einst auf den Hype aufgesprungen. Die US-Anbieter ESPN und DirecTV richteten sogar eigene Kanäle ein, auf denen 24 Stunden pro Tag in 3-D gesendet wurde. Doch schon 2012 und 2013 wurden diese Experimente wieder beendet. Auch die BBC hat die Produktion von Dokumentationsfilmen in diesem Format gestoppt, da sich die Mehrkosten nicht rentieren.
Schon seit 2012 sind die Verkäufe von Geräten und Zubehör für 3-D-Videoinhalte in den USA rückläufig. Laut NPD Research ist der Anteil an 3-D-fähigen Blu-Ray-Playern am Gesamtmarkt von 2012 bis 2016 von 40 auf elf Prozent gesunken. Der Anteil entsprechender TV-Geräte lag zuletzt überhaupt nur noch bei acht Prozent. Die Funktion sei kein maßgeblicher Punkt bei der Kaufentscheidung und wurde selten genutzt, gesteht auch LGs Produktchef Tim Alessi.
Blu-Rays als letzte Bastion
Die letzte Bastion im Heimkinobereich sind nunmehr digital verfügbare Filme und Blu-Rays mit 3-D-Unterstützung. Wer diese ausschöpfen möchte, braucht künftig aber entweder einen entsprechenden Projektor oder ein älteres TV-Gerät. Der Nachfolger der Blu-Ray, die "UltraHD-Bluray" (UHD-BR) hat sich der 3-D-Funktion ebenfalls entledigt.
Über die Gründe des Scheiterns gibt es verschiedene Annahmen. So dürfte etwa die Wirtschaftskrise den TV-Neukäufen allgemein nicht gutgetan haben. Der anfänglich oft hohe Preis für 3-D-kompatible Geräte und die Notwendigkeit zur Verwendung einer eigenen Brille könnten ebenfalls entscheidende Faktoren für das früh absehbare Scheitern gewesen sein.
Industrie setzt auf 4K und HDR
Die Industrie fokussiert nun auf neue, vielversprechendere Technologien. Schon länger pusht man Fernseher mit 4K-Bildschirmen, die dank HDR bessere Farben und Kontraste versprechen. Dazu werden TV-Geräte auch zunehmend vernetzt und mit allerlei "smarten" Funktionen ausgestattet.
Die letzten Fans des 3-D-Heimkinos wollen derweil noch nicht aufgeben. Sie haben eine Online-Petition an LG gestartet und fordern den Konzern auf, nächstes Jahr wieder einen 3-D-tauglichen Fernseher mit OLED-Display vorzustellen. Dass das Vorhaben erfolgreich sein wird, darf allerdings bezweifelt werden. In zwei Wochen sind bislang nur rund 5.600 Stimmen zusammengekommen. (gpi, 22.01.2017)