Dominic Thiem steht vor einer schwierigen Aufgabe, David Goffin ist eine harte Nuß.

Foto: APA/AFP/West

Melbourne – Er ist nach zwei Viertelfinal-Niederlagen in Brisbane und Sydney mit wenig Selbstvertrauen und nicht allzu großen Erwartungen zu den Australian Open gekommen. Doch nun kämpft Dominic Thiem, der als Nummer 8 gesetzte Niederösterreicher, beim ersten Grand-Slam-Turnier des Jahres in der Nacht auf Montag (2. Spiel nach 01.00 Uhr) gegen David Goffin (BEL-11) um sein zweites Major-Viertelfinale.

220.000 Australische Dollar (155.862,56 Euro) brutto sowie 180 ATP-Zähler hat Thiem mit dem Erreichen seines vierten Achtelfinales bei einem Grand-Slam-Turnier sicher. Beides könnte er mit einem weiteren Sieg verdoppeln. Thiem, der mit Fortschreiten des Turniers normalerweise immer gefährlicher wird, hat längst wieder Lunte gerochen und hofft auf den nächsten Schritt.

3:5-Bilanz

"Ich glaube, dass das ein sehr offenes Match ist. Er kann mir sehr wehtun mit seinem Spiel. Ich mag das nicht, wenn man die Bälle so früh nimmt wie er", erklärte Thiem im Hinblick auf sein insgesamt schon neuntes Duell mit dem Belgier (3:5-Bilanz). "Die Beläge sind ziemlich zügig da. Aber ich konzentriere mich auf mich selber."

Als Nummer acht der Welt würde er mit dem Einzug ins Viertelfinale seiner Setzung gerecht werden. "Ich habe mir vor dem Turnier das Ziel 'zweite Woche' gesteckt. Jetzt bin ich da, jetzt möchte ich natürlich weitermachen. Da ist kein Zweifel darüber", stellte Thiem klar. Der Lichtenwörther wäre erst der vierte Österreicher bzw. der erste nach Stefan Koubek (2002), dem der Einzug ins Viertelfinale der Australian Open gelingen würde.

Erinnerungen an Paris

Doch auf den French-Open-Halbfinalisten des Vorjahres, der erstmals dieses Jahr in der Rod Laver Arena antreten wird, wartet nun Schwerarbeit. Vor Jahresfrist hatte Thiem in der dritten Runde des ersten "Slams" gegen Goffin mit 5:7 im vierten Satz verloren, dafür revanchierte er sich in seinem bisher vielleicht wichtigsten Match in Roland Garros: Im Viertelfinal-Aufeinandertreffen ging es nicht nur um die Runde der letzten vier, sondern für beide damals um das erstmalige Erreichen der Top Ten. Thiem rang Goffin damals mit 4:6,7:6(1),6:4,6:1 nieder und hat seither den Kreis der zehn Besten nicht mehr verlassen.

Gelingt Thiem der Coup, dann bleibt ihm das programmgemäße Duell mit Superstar Novak Djokovic erspart. Denn nach dem Sensations-Aus des Serben hat sich dessen Bezwinger Denis Istomin nach einem weiteren Fünf-Satz-Sieg ins Achtelfinale gespielt, in dem er nun auf Grigor Dimitrow (BUL-15) trifft. Gegen Istomin hat Thiem eine 2:0-Bilanz, gegen Dimitrow hat er zuletzt im Brisbane-Viertelfinale im zweiten Duell erstmals verloren.

Bresnik: "Von Topform relativ weit entfernt"

Thiem-Coach Günter Bresnik sieht bei seinem Schützling noch einigen Steigerungsbedarf. "Dominic spielt prinzipiell gut, aber von seiner Topform ist er trotzdem noch relativ weit entfernt", stellte Bresnik am Sonntag g fest. "Er kriegt sein Spiel noch nicht komplett auf die Reihe, dass das immer zusammenpasst. Er spielt teilweise Kraut und Rüben durcheinander und macht noch relativ viele unerzwungene Fehler", meinte Bresnik kritisch.

Was Thiem in diesem Jahr noch fehle, sei ein langes Match gegen einen "richtig guten Grundlinienspieler", abgesehen von dem Viertelfinale gegen Dimitrow. Das bekommt er nun wohl gegen Goffin. "Goffin ist ein total harter Brocken. Wenn er das schafft, würde ich zumindeste eine Kerze in der Kirche anzünden."

Und wie lautet Bresniks Expertise zum Aus der Topstars Murray und Djokovic? "Die Vorstellung war von beiden weit unter deren üblichen Niveau, die beiden Bezwinger haben das gnadenlos ausgenützt. Zverev hat einfach klassischen Aufschlag-Volley gespielt, damit ist Murray nicht zurechtgekommen." (APA, 22.1.2017)