Exemplar eines Beutelwolfs im Naturhistorischen Museum in Wien: Das ehemals größte Raubtier Australiens war klüger als gedacht.

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Der letzte Beutelwolf als Jungtier im Zoo von Hobart auf Tasmanien.

Benjamin A. Sheppard

Beispiel für konvergente Evolution: die Schädel von Wölfen und Beutelwölfen.

Fritz Geller-Grimm

Das Gehirn eines Beutelwolfs im Vergleich zu jenem eines Beutelteufels.

Berns/Ashwell

Atlanta/Wien – Unlängst erst sei womöglich wieder ein Beutelwolf (Thylacinus cynocephalus) in der Gegend von Perth in Südwestaustralien gesichtet worden, berichtete das Boulevardblatt "Daily Mail" am Sonntag: Die Thylacine Awareness Group hatte ein unscharfes Foto veröffentlicht, auf dem ein etwa hundegroßer Vierbeiner abgebildet ist, der aber vermutlich doch wieder nur ein Fuchs war.

Denn der letzte Beutelwolf, der auch als Tasmanischer Tiger bekannt ist, verendete 1936 im Zoo von Hobart. Der ursprünglich in Australien und Tasmanien beheimatete Beutelwolf war bis zu seinem Aussterben das größte Raubtier auf dem australischen Kontinent.

Der letzte seiner Art drei Jahre vor seinem Tod.
Freddie

Beispiel für konvergente Evolution

Auf den ersten Blick sahen Beutelwölfe den richtigen Wölfen sehr ähnlich: Sowohl beim Körperbau wie auch beim Gebiss lassen sich verblüffende Übereinstimmungen finden, die aber nur ein Beispiel für konvergente Evolution sind: Die letzten gemeinsamen Vorfahren der Plazentatiere und der Beuteltiere lebten vor rund 160 Millionen Jahren.

Über das Verhalten der Tiere weiß man nur aufgrund von alten Aufzeichnungen und überlieferten Erzählungen. US-Biologe Gregory Berns (Emory University) und sein australischer Kollege Ken Ashwell (University of New South Wales) wählten nun einen anderen Weg, um mehr über die Eigenheiten der Beutelwölfe herauszufinden, die vor allem im 19. Jahrhundert zu Unrecht als Schafsdiebe galten und deshalb zuerst in Australien und dann auf der südlichen Nachbarinsel ausgerottet wurden.

Überraschend großes Gehirn

Die beiden Forscher stellten Analysen an zwei der weltweit vier konservierten Beutelwolf-Gehirnen an und verglichen sie unter anderem mit der Gehirnstruktur von Wölfen und von Beutelteufeln, die wegen eines übertragbaren Gesichtstumors vom Aussterben bedroht sind.

Wie die Forscher im Fachblatt "PLoS One" berichten, ist das Gehirn der Tiere erstaunlich groß, weshalb davon auszugehen ist, dass sie klüger waren als Beutelteufel und ein komplexeres Jagdverhalten zeigten. Beutelteufel hingegen fressen so ziemlich alles, vor allem auch Aas. "Das Gehirn der Beutelwölfe ist aber auch ganz anders aufgebaut als das von Wölfen", sagt Gregory Berns, "obwohl die beiden Raubtiere eine ganz ähnliche ökologische Nische besetzten." (tasch, 24.1.2017)