Viele europäische Länder haben es schon gemacht. Digitale Kompetenzen gehören dort schon längst zu den Lehrinhalten an den Schulen. Programmieren und informatische Bildung sind dabei genauso Unterrichtsthema wie Medienkompetenz. In England wird seit 2014 ab der ersten Schulstufe Programmieren gelehrt, in der Slowakei gibt es ab der zweiten Schulstufe drei Stunden "Informatics".

Nun ist es endlich auch in Österreich so weit. Digitale Kompetenz steht ab dem kommenden Schuljahr an Pilotschulen und ab dem Schuljahr 2018/19 dann auch an allen anderen auf dem Lehrplan. Bisher hat es zwar schon viele einzelne Initiativen an engagierten Schulen gegeben, ein Gesamtpaket hat aber gefehlt. Neu ist das Thema nicht, und wer Überraschendes in der am Montag von Bildungsministerin Sonja Hammerschmid vorgestellten Digitalisierungsstrategie sucht, wird auch enttäuscht sein.

Es ist aber ein ausgewogenes Paket. Dem jeweiligen Alter entsprechend soll bereits in der Volksschule damit begonnen werden, digitale Kompetenzen zu vermitteln. Spielerisch sollen auch Berührungsängste in Bezug auf die Technik überwunden werden. Mit einem Mix aus technischem Know-how, Anwenderfragen und Medienkompetenz soll der Umgang mit digitalen Medien selbstverständlicher, aber auch kritischer werden.

Es ist auch ein erprobtes Paket. Vieles, was ab dem Schuljahr 2018/19 im Bereich digitaler Kompetenz gelehrt werden soll, wird im Ausland oder an österreichischen Pilotschulen bereits seit Jahren geübt. Der Erfahrungsschatz ist groß, ob beim Thema Lerntools oder bei der digitalen Grundbildung. Und es wäre kein Vorschlag von Bildungsministerin Hammerschmid, wenn er nicht schulautonom umgesetzt werden könnte. Es soll zwar eine verbindliche Übung ab der Sekundarstufe geben – wie diese ausgestaltet wird, ob in dafür speziell gewidmeten Stunden oder integrativ im Fachunterricht, bleibt den Schulstandorten selbst überlassen.

Beides ist sinnvoll. Digitalisierung umfasst sämtliche Lebensbereiche und lässt sich deshalb auch in alle Unterrichtsfächer integrieren, aber es braucht auch Experten, die die Mechanismen dahinter gut erklären können. Zwischen zwei und vier Stunden soll diese verbindliche Übung in Anspruch nehmen – nicht zu viel und nicht zu wenig.

Es ist aber vor allem ein dringend notwendiges Paket. Niemand kann sagen, wie wir in zwanzig Jahren arbeiten werden und welche Anforderungen am Arbeitsmarkt gefragt sind – das ist auch nicht der Punkt beim Umgang mit digitalen Werkzeugen. Die Digitalisierung lässt sich nicht mehr zurückdrehen, und sie ist ein fester Bestandteil des alltäglichen Lebens – ob man berufstätig ist oder nicht. Und wenn es eines der Ziele des Bildungssystems ist, junge Menschen bestmöglich auf das Leben vorzubereiten, dann ist es auch höchste Zeit, dass die Realität im Schulunterricht ankommt.

Die Stärkung digitaler Kompetenzen ist kein Wahlfach für Interessierte, sondern Teil des Alltags. Nicht nur Anwenderwissen ist dafür gefragt. Genauso wie jeder in der Schule Schreiben, Lesen, Rechnen lernt, muss auch jeder mit digitalen Medien und der Technik dahinter vertraut sein. Denn wer die Mechanismen hinter der Benutzeroberfläche versteht, kann besser erkennen, was Fake ist und was nicht. Und kritische Menschen braucht die Gesellschaft immer. (Gudrun Ostermann, 23.1.2017)