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Sean Spicer ist unter Donald Trump Sprecher des Weißen Hauses.

Foto: AP / Alex Brandon

Washington/Wien – Der erste Verfassungszusatz garantiert zwar die freie Meinungsäußerung", hielt Sean Spicer fest, "aber diese Situation geht über die Grenzen der freien Meinung hinaus." Die Presse hatte in den Augen des Mannes, der seit Freitag Sprecher des Weißen Hauses ist, weit über die Stränge geschlagen, und nun sollten die Schuldigen bestraft werden. Mitarbeiter des Studentenmagazins The Voice, die übersehen hatten, dass ein Korrekturprogramm seinen Namen zu "Sean Sphincter" ("Sean Schließmuskel") geändert hatte, sollten ihren Studienplatz am Connecticut College verlieren, forderte er 1992.

Die Idee zieht sich bis heute durch. Auch im Streit um die Höhe der Besucherzahlen bei der Angelobung Donald Trumps sieht Spicer Bösartigkeiten der Presse am Werk. Medien hätten natürlich die Aufgabe, die Regierung zur Rechenschaft zu ziehen, führte er aus, um einmal mehr ein "aber" nachzuschieben. "Aber auch wir werden die Medien zur Rechenschaft ziehen."

Es kommt aufs Gewinnen an

Den Hang zum Widerspruch hat Spicer früh erkennen lassen. Im liberalen Rhode Island geboren, entdeckte der heute 45-Jährige schnell die Politik der Republikanischen Partei für sich, die er in politikwissenschaftlichen Debattierklubs vertrat. Dazu hat wohl auch eine Eigenschaft beigetragen, die ihn mit seinem nunmehrigen Chef, Präsident Trump, verbindet: Beiden wird nachgesagt, den Sieg nach einem harten Kampf mit allen Mitteln für wichtiger zu halten als die Frage, für welche konkreten Ziele sie eigentlich kämpfen.

Spicer, der 2011 bis 2017 als Parteisprecher der Republikaner Freihandel und die Annäherung an Minderheiten vertrat, ist in der Meinung flexibel: "Ärzte helfen auch Leuten, die schlimme Dinge getan haben, Anwälte verteidigen schlechte Menschen", zitiert ihn die Washington Post.

Zum Frühstück Zimtkaugummi

Er sieht sich vor allem als Profi. Als solcher ruft er auch privat bei Journalisten und deren Kindern an, um Unmut kundzutun. Gelernt hat er sein Handwerk auch als Sprecher der Handelsdelegierten unter George W. Bush.

Privat sucht Spicer nach ähnlichen Interessen. Auch seine Frau Rebecca Miller, mit der er zwei Kinder hat, arbeitet im PR-Bereich – für den Biergroßhandel. Er selbst ist Großabnehmer einer anderen Sparte: Nach eigener Auskunft kaut er pro Vormittag den Inhalt von zweieinhalb Packungen Zimtkaugummi, den er dann schluckt. Man müsse sich aber nicht sorgen, er habe die Fakten geprüft. "Ich habe mit meinem Arzt gesprochen. Er sagt: kein Problem." (Manuel Escher, 23.1.2017)