60 Prozent aller heimischen Internetnutzer hat 2016 zumindest einmal online gekauft.

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Smartphone- und Tablet-Nutzung in Österreich

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Was im Internet gekauft wird

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Warum einem Online-Shop bzw. einer Website vertraut wird

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Orte der Smartphone-Nutzung

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Internetriesen wie Amazon machen es dem stationären Handel schwer. Kunden können sich im Geschäft Produkte ansehen und von Fachleuten beraten lassen, dann aber online billiger kaufen – sogar direkt vor Ort am Smartphone. So sieht das Horrorszenario kleiner Händler aus. Die Ängste sind zum Teil berechtigt. Kleinere Anbieter haben aber durchaus eine Chance, ein Stück vom Online-Shopping-Kuchen zu ergattern. Diesen Schluss lässt eine aktuelle Studie zu, die Meinungsraum im Auftrag der Online-Consulting-Firma Otago durchgeführt hat. Mit ihr wurden die Online-Shopping-Gewohnheiten der österreichischen Internetnutzer abgefragt.

21 Prozent kaufen bereits lieber online

Wer seine Produkte im Internet nicht präsentiert, hat es schwer. 60 Prozent der Österreicher haben im vergangenen Jahr zumindest einmal im Internet eingekauft. 40 Prozent kaufen zwar überwiegend noch im Einzelhandel, aber nahezu gleich viele Personen (38 Prozent) shoppen auch online. Und bereits 21 Prozent ziehen den Einkauf im Netz sogar vor. Wenig überraschend: jüngere Nutzer sind eher bereit online zu kaufen, ältere Konsumenten gehen lieber noch direkt ins Geschäft. Für die repräsentative Studie wurden im vierten Quartal 2016 1.000 österreichische Internetnutzer ab 18 Jahren befragt.

Beliebt sind vor allem Bekleidung, Schuhe und Accessoires, gefolgt von Büchern, Reisen und Kosmetikartikeln. Zurückhaltend sind Kunden hingegen bei Lebensmitteln und Medikamenten. Das dürfte einerseits an Restriktionen bei gewissen Produkten liegen, andererseits daran, dass das Angebot hierzulande im Vergleich zu anderen Kategorien noch nicht so stark ausgebaut ist, sagt Studienleiterin Evelyn Kaiblinger am Mittwoch bei der Präsentation der Studie in Wien.

Recherche im Internet bei Google und Amazon

Spontankäufe sind nach Angaben der Befragten dabei eher selten. Durchschnittlich planen 75 Prozent der befragten Österreicher ihre Onlinekauf im Vorhinein. Recherchiert wird davor zumeist mittels klassischer Internetsuche (85 Prozent), immerhin 40 Prozent statten auch der Website des Herstellers einen Besuch ab. Und 37 Prozent sehen sich Bewertungen im Netz an. Ältere Nutzer surfen eher die Herstellerwebsites an, jüngere lesen Bewertungen auf Portalen. 35 Prozent lassen sich zumindest gelegentlich direkt im Geschäft beraten, kaufen dann aber im Internet.

Bei den Suchmaschinen ist Google führend. Fast alle Nutzer greifen bei ihrer Produktrecherche darauf zu. Aber auch Amazon wird oft genutzt – wenngleich mehr Nutzer den Onlineriesen nicht als klassisches Suchtool wahrnehmen. Die meisten Nutzer beschäftigen sich damit zu Hause, jüngere Konsumenten recherchieren und shoppen aber auch häufig unterwegs auf ihrem Smartphone. Ganz allgemein nutzen laut der Studie 45 Prozent der Österreicher ein Smartphone, 37 Prozent haben zusätzlich auch ein Tablet. Nur 11 Prozent haben keines dieser Geräte.

Marke, zusätzliches Geschäft und Herkunft wichtig

Was veranlasst Nutzer, bei einem Onlineshop zuzuschlagen? Vertrauen schenken die Österreicher hauptsächlich bekannteren, renommierten Unternehmen. Aber auch Empfehlungen von Freunden sind für viele wichtig. Von Vorteil ist es, wenn ein Anbieter neben dem Onlineshop auch noch ein richtiges Geschäft betreibt. Für den heimischen Handel wichtig: Immerhin 68 Prozent der Befragten geben an, dass ein österreichischer Shop einen sehr oder eher großen Einfluss für sie hat. Fast genauso wichtig sind Gütesiegel.

Für den heimischen Handel bedeutet das vor allem Eines: ein Onlineshop kann das Angebot im Geschäft sinnvoll ergänzen. Wichtig ist laut Otago-Co-Geschäftsführer Jan Königstätter, dass der Shop professionell aufgebaut ist. Das fängt dabei an, wie die Produkte präsentiert werden und geht hin bis zu den Zahlungsmodalitäten. Diese Hürde ist vor allem für kleine Händler sehr hoch und viele würden einen regelrechten "Abwehrkampf" gegen das Internet führen, so Königstätter. "Nur ein bisschen was online stellen, reicht nicht".

Vom Online-Shopping-Trend könnten kleinere Geschäfte dann profitieren, wenn sie etwa persönliche Beratung bieten und mittels Gutscheinen oder Kundenbindungsprogrammen einen Kaufanreiz für den eigenen Onlineshop schaffen. (Birgit Riegler, 25.1.2017)