Wien – Die Bundespräsidentenwahl, die Asyldebatte und die SPÖ-Personalrochaden bestimmten 2016 die Berichterstattung in den quotenstärksten Nachrichtensendungen des Landes. Alexander Van der Bellen ist nicht nur der Sieger der Bundespräsidentenwahl, sondern auch jener Politiker, der in der Zeit im Bild um 19.30 Uhr und der ZiB 2 des ORF mit insgesamt 5.562 Sekunden am längsten zu Wort kam.

Politpräsenz in "Zeit im Bild" und "ZiB 2" 2016: ZiB-Watch-Überblick für den STANDARD.

Auf Platz zwei folgt Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP), der noch vor Van der Bellens Kontrahent bei der Stichwahl zum Bundespräsidenten, FPÖ-Politiker Norbert Hofer, liegt. Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP) und Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) komplettieren die Top fünf. Kern löste allerdings erst im Mai 2016 Werner Faymann als Kanzler ab.

ZiBs sahen Rot und Schwarz

Großkoalitionär sah im Jahr der ORF-Wahl die Verteilung der Redezeit nach Parteien aus: Während die SPÖ in der ZiB 1 mehr Präsenz hatte als die ÖVP (40,1 zu 34,9 Prozent), lagen die Schwarzen in der ZiB 2 mit 40,3 zu 33 Prozent recht deutlich vor ihrem Regierungspartner. Die Oppositionsparteien FPÖ und Grüne erreichten in der ZiB 1 15,5 und 6,3 Prozent. Unter "ferner liefen" rangieren die Neos mit 2,3 Prozent auf Platz vier, gefolgt vom Team Stronach, das auf 0,9 Prozent kommt. Ähnlich ist die Verteilung in der ZiB 2 (siehe Grafik). Das Verhältnis Regierung versus Opposition in der meistgesehenen Nachrichtensendung des Landes, der ZiB 1, beträgt 75 zu 25 Prozent. Nach Geschlechtern aufgeschlüsselt liegen Politiker mit 86,1 Prozent weit vor Politikerinnen mit 13,9.

APA-Defacto beobachtet und vermisst die Präsenz in den ORF-Nachrichten. Für den STANDARD erstellt die APA-Tochter – früher unter der Marke Mediawatch – eine Jahresanalyse.

Rote Landeschefs voran

Bei der Redezeit der Landeshauptleute in der ZiB 1 und ZiB 2 bestimmt eindeutig Rot das Geschehen. Peter Kaiser (Kärnten) liegt vor Hans Niessl (Burgenland) und Michael Häupl (Wien). Präsenz alleine ist aber nicht zwingend nur positiv. Die roten Landeschefs kamen etwa zu den Personalrochaden innerhalb der SPÖ oder wie im Falle Peter Kaisers zum Hypo-Desaster zu Wort. Im Westen nichts Neues: Schlusslicht ist Vorarlbergs Landeshauptmann Markus Wallner mit 55 Sekunden im Originalton.

Trost: "Seitenblicke"-Kaiser

Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll muss in der Riege der schwarzen Landeshauptleute in den "ZiBs" seinem Tiroler Kollegen Günther Platter den Vortritt lassen. Trost könnte dafür im Gegenzug seine Präsenz in den ORF-Seitenblicken spenden, denn wie TV-Media kürzlich erheben ließ, kam 2016 im quotenstarken Gesellschaftsformat des ORF kein Politiker so oft vor wie Pröll mit seinen 27 Auftritten. Seine VP-Parteikollegen Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter und Justizminister und Wolfgang Brandstetter verweist er mit ihren 16 bzw. 13 Auftritten klar auf die Plätze.

In Zeit im Bild und ZiB 2 kam Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl (ÖVP) mit 725 Sekunden Redezeit unter den Sozialpartnern am längsten zu Wort, weit vor seinem roten Gegenüber: Arbeiterkammerpräsident Rudolf Kaske werden hier 424 Sekunden ausgewiesen. (red, 26.1.2017)