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Änis Ben-Hatira (Mitte) bejubelte im Oktober 2016 sein einziges Bundesliga-Tor für Darmstadt.
Darmstadt – Änis Ben-Hatira und der deutsche Bundesligist Darmstadt 98 gehen ab sofort getrennte Wege. "Nach Analyse der Gesamtsituation macht eine weitere Zusammenarbeit für beide Seiten keinen Sinn mehr", sagte Vereinspräsident Rüdiger Fritsch am Mittwoch mit Bezug auf Ben-Hatiras Engagement bei der Organisation Ansaar International. Diese ist laut dem nordrhein-westfälischen Verfassungsschutz "fest mit der deutschen Salafistenszene verwoben".
Auf Wikipedia steht über die Organisation zu lesen: "Ansaar International ist eine islamistische Hilfsorganisation mit Schwerpunkt Syrien, Somalia, Palästina und Afghanistan. Sie wird dem salafistischen Spektrum des Islam zugerechnet. Der Organisation wird von verschiedener Seite vorgeworfen, die humanitäre Komponente des militärischen Kampfes von Terrororganisationen, die ihrer Weltanschauung entsprechen, zu organisieren und in Deutschland als Netzwerk zur Rekrutierung von Jihad-Kämpfern zu fungieren."
Darmstadt beurteile Ben-Hatiras Engagement wegen der Organisation, derer er sich dabei bedient, als falsch, erklärte Fritsch. Der Mittelfeldspieler habe sich im Verein aber "stets tadellos und vorbildlich" verhalten. Noch am Wochenende hatte Fritsch Ben Hatiras Engagement eine "private Aktivität" genannt.
Fans forderten Distanzierung
Die Situation rund um den in Berlin geborenen tunesischen Nationalspieler hatte sich nach wochenlangem Hin und Her in den vergangenen Tagen zugespitzt. Fans und Politiker hatten den Spieler scharf für sein Engagement kritisiert. Beim Heimspiel gegen Mönchengladbach wurde im Stadion ein Flugblatt verteilt, in dem ein Fanbündnis Ben-Hatira aufforderte, sich von der Organisation zu distanzieren.
Der wehrte sich stattdessen gegen die Vorwürfe: "Schämt ihr euch nicht für solche Aktionen? Denkt ihr wirklich, ich lasse mich dadurch einschüchtern?", schrieb er auf Facebook. "Dass nun versucht wird, mir meine sportliche Karriere in Deutschland zu sabotieren, empfinde ich als den eigentlichen Skandal." Er werde weiterhin versuchen, Menschen zu helfen. Die Art und Weise, wie man eine "Verleumdungskampagne" gegen ihn aufziehe, zwinge ihn zu dieser Rechtfertigung. Das wiederum missfiel seinem Arbeitgeber.
"Um es noch einmal zu verdeutlichen und Missverständnissen entgegenzuwirken: Wir haben uns mehrfach von jeglichem extremistischen Gedankengut und jeglichen Organisationen distanziert und auch dem Spieler in Gesprächen verdeutlicht, dass wir von diesem Engagement dringend abraten", twitterte Präsident Fritsch zuletzt.
Ben-Hatira war erst zu Saisonbeginn zu Darmstadt gekommen und hatte in elf Ligaspielen einen Treffer erzielt. Während er als Nachwuchsspieler noch für deutsche Nationalmannschaften antrat, debütierte er 2012 für das tunesische Team, für das er seither elf Spiele bestritten hat. (sid, APA, red, 25.1.2017)