Hier soll ein Miniaturlebensraum mit einer ganzen Reihe Spezies entstehen – eine davon ist essbar.

Illustration: DLR

Köln – Das Deutsche Raumfahrtzentrum DLR will mit Hilfe seines Satelliten Eucropis Gewächshäuser für Mond und Mars erproben. Eucropis (richtigerweise etwas kompliziert "Eu:CROPIS" geschrieben, was für "Euglena and Combined Regenerative Organic-food Production in Space" steht) wird voraussichtlich am Jahresende an Bord einer Falcon-9-Trägerrakete von Space-X ins All fliegen, wie das DLR in Berlin mitteilte.

Eucropis soll während seiner Mission in 600 Kilometern Höhe um seine eigene Achse rotieren und dabei im Inneren für sechs Monate zunächst Schwerkraft wie auf dem Mond und anschließend sechs Monate lang Mars-Gravitation erzeugen. Auf dem Mond herrscht etwa ein Sechstel der Erdanziehungskraft, auf dem Roten Planeten Mars etwa ein Drittel.

Kleine Mitbewohner

An Bord des Satelliten sollen in zwei Mini-Gewächshäusern kleine Tomaten unter ständiger Kameraüberwachung heranwachsen. Der Satellit wird zwar unbemannt sein, aber doch entscheidende Helfer mit ins All nehmen: Zum einen wird eine Kolonie von Mikroorganismen in einem Rieselfilter dafür sorgen, dass aus künstlichem Urin ein bekömmlicher Dünger für die Tomaten entsteht.

Zum anderen sind Augentierchen – der Einzeller Euglena – mit an Bord, um das geschlossene System zusätzlich vor überschüssigem Ammoniak zu schützen und Sauerstoff zu liefern. LED-Licht wird für Augentierchen und Tomatensamen einen Tag- und Nachtrhythmus liefern, ein Drucktank soll für irdische Atmosphäre sorgen. Anpassen müssten sich die Pflanzen also nur an die verminderte Schwerkraft.

Kolonisierung im Kleinen

Bevor Eucropis auf die Reise geschickt wird, werden nach DLR-Angaben die Lavasteine des Rieselfilters zunächst mit getrockneter Erde "infiziert". Durch diese Impfung ziehen verschiedene Organismen in die löchrige, große Oberfläche der Lavasteine ein und nutzen diese als Lebensraum.

Im All wird dann alle zwei, drei Tage künstlicher Urin, versetzt mit Wasser, über dieses Habitat rieseln, in dem ein wahrer Wettbewerb der Mikroorganismen um diese Nahrung entsteht. Das schädliche Ammoniak wird dabei über Nitrit zu Nitrat abgebaut und als Dünger zu den Tomatensamen geleitet.

Nach dem Start von Eucropis soll zunächst das Gewächshaus aktiviert werden, das den Mond-Bedingungen ausgesetzt wird. Nach sechs Monaten wird dann das zweite Gewächshaus unter Mars-Gravitation in Betrieb genommen. Dann waren Mikroorganismen, Tomatensamen und Euglena schon ein halbes Jahr der Weltraumstrahlung ausgesetzt – vergleichbar mit einem Flug zum Mars. (APA, red, 26. 1. 2017)