Alexander Van der Bellen.

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Eines vorweg: Es ist nicht das Schlechteste, einen Bundespräsidenten mit Humor zu haben. Alexander Van der Bellen verband das übliche Versprechen, ein Präsident für alle zu sein, mit feiner Ironie: "Ich möchte alle vertreten, ob im Kaunertal oder in Pinkafeld, gleichgültig, wen sie lieben, ob Mann oder Frau, das flache Land oder ihr Smartphone ..."

Den entspannten Humor wird er auch brauchen. Nach erfolgter Angelobung im historischen Reichsratssaal des Parlaments applaudierten alle begeistert – nur die FPÖ-Abgeordneten hielten sich zurück. Der Dritte Nationalratspräsident Norbert Hofer, sein gescheiterter Gegenkandidat, klatschte oben am Präsidiumspult normal. Etwas anderes wäre auch zu arg gewesen.

Allerdings: Während der Rede Van der Bellens applaudierten sie doch einige Male.

Selektiver Beifall also. Die Tatsache, dass ein liberaler Demokrat die Wahl gewonnen hat, war den Vertretern einer illiberalen Demokratie kein Grund für Applaus. Die Themen in seiner Rede, denen sie zustimmen konnten – u. a. doch die Erwähnung des Internationalen Holocausttages (Befreiung von Auschwitz am 27. Jänner) –, war ihnen den einen oder anderen Klatscher wert.

Insgesamt ein Verhalten, das typisch für die illiberale Rechte ist: gerade noch den demokratischen Anstand wahren, aber gegenüber den Geistesverwandten schon durchblicken lassen, was man wirklich denkt. Und plant. (Hans Rauscher, 26.1.2017)