Wien – ATV war Erster und Letzter zugleich: Das Kunststück ermöglichte Österreichs Medienpolitik, indem sie Privatfernsehen mit dem ORF und den Verlegern über Jahrzehnte verhinderte.

ATV startete im Sommer 2003 als erster und einziger bundesweiter Privatsender Österreichs. Und als letzter in Europa: Selbst Albanien hatte schon 1999 kommerzielles Fernsehen zugelassen.

Legales Privat-TV mit Werbung gab es in Österreich ab 1997. Aber nur via Satellit – damals analog und teuer. Und via Kabel – das nur rund 40 Prozent der Bevölkerung über mehr als 200 Kabelnetze erreichte. Wien 1, regionaler Vorläufer von ATV, tat sich da schwer.

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Zweistellige Millionenverluste schreibt ATV bis heute. Auch weil ab 1996 RTL, Sat.1 und ProSieben billige Werbung in Österreich-Ablegern ihrer deutschen Kanäle verkauften. ATV startete zwischen den großen Blöcken ORF und den deutschen Riesen RTL/IP und ProSiebenSat1. Der Konzern griff ATV ab 2008 zusätzlich mit Puls 4 als nationales Vollprogramm an. ProSieben setzte 2015 in Österreich 141 Millionen um und schrieb sein bisher bestes Ergebnis von 26,6 Millionen.

Greift nach ATV: ProSiebenSat1Puls4-Chef Markus Breitenecker.
Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Nun will ProSiebenSat.1Puls4 auch ATV vom Programmhändler Herbert Kloiber übernehmen. Kommende Woche dürfte die Wettbewerbsbehörde sagen, ob und wie der Deal möglich ist. (fid, 26.1.2017)