Johannes Randolf: "Krabble! – Training für Körper und Gehirn mit den natürlichen Bewegungen der Babys". 22,- Euro / 240 Seiten, Edition A, 2017

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Krabbeln an der Wand ist Crawling für Fortgeschrittene.

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Krabbeln geht auch im Wasser – im Schutz des Wohnzimmers ist es aber für Anfänger wohl ratsamer.

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Wirklich neu ist Krabbeln, neuerdings auch Crawling genannt, nicht: Auf allen Vieren bewegen sich Babys fort – und fallweise auch Erwachsene, zum Beispiel beim Staubwischen unter der Fernsehcouch. Auch aus dem Turnunterricht und dem Fitnesscenter sind Übungen im Vierfüßlerstand hinlänglich bekannt.

Das reicht Johannes Randolf, Physiotherapeut und Tanztrainer an der Anton-Bruckner-Universität in Linz, aber nicht: Er plädiert in seinem Buch "Krabble! – Training für Körper und Gehirn mit den natürlichen Bewegungen der Babys" dafür, dass das Fortbewegen auf allen Vieren ein fixer Bestandteil des Fitnesstrainings wird, und präsentiert sein Programm in Form von Schritt-für-Schritt-Anleitungen für Anfänger und Fortgeschrittene.

Seine These: Der Bewegungsapparat wird meist nur einseitig trainiert, die schwächere Körperseite dabei oft vernachlässigt. Krabbeln sei die einzige ganzheitliche Trainingsmethode, bei der Muskeln zum Einsatz kommen, die sonst nicht gefordert und auch das Gehirn und die Koordination trainiert werden. Der große Vorteil sei, dass es sich um ein "dreidimensionales Training" handelt, dass die Muskelgruppen also nicht isoliert voneinander beansprucht werden.

Spidergriff und Unterarmstütz

Wichtig für Anfänger: Mobilisieren und aufwärmen ist wichtig. Randolf zeigt vor, wie es geht. Krabbeln darf nicht wehtun, daher wird empfohlen, Knieschützer zu tragen. Bei Anfängern können auch Schmerzen in den Handgelenken auftreten – in diesem Fall rät der Buchautor dazu, eine weniger fordernde Übung auszuwählen. Apropos Hände: Was bei Babys intuitiv funktioniert, muss Erwachsenen erst erklärt werden, nämlich wie die Hände richtig positioniert werden: Sie sollen nicht flach aufliegen, sondern "eine Höhle formen". Aber auch der Unterarmstütz, der Fauststütz und sogar eine Position namens Spidergriff mit gespreizten Fingern für Fortgeschrittene werden erklärt.

Auch die Übungen haben lustige Namen wie Low Screwdriver und Airplane. Beim Crawling wird am Boden gerobbt, mit den Armen eine Wand hinaufgekrabbelt und sich in Form einer menschlichen Brücke – ja, sogar seitlich liegend auf dem Boden – fortbewegt. Und wenn das sitzt, wird es erst richtig komplex – denn bei Fortgeschrittenen dürfen die Knie den Boden nicht mehr berühren. Je ein sechswöchiger Trainingsplan am Ende des Buches richtet sich an Anfänger, einer an Fortgeschrittene. Empfohlen wird, dreimal die Woche 20 Minuten zu trainieren.

Workout im Wohnzimmer

In puncto Layout gibt es beim Buch auf jeden Fall noch Luft nach oben – Farbfotos würden der Optik sicher guttun und eine Auflockerung der Textwüsten vielleicht eher zum Lesen anregen. Gut ist aber: Krabbeln geht überall, auch zu Hause im Wohnzimmer. Das ist vorteilhaft, weil es sich anfangs komisch anfühlt – und wahrscheinlich auch so aussieht.

Tanztrainer Randolf hat das Training auch mit seinen Tanzschülern getestet und wurde von ihnen dafür anfangs belächelt – bis sich nach dem ersten Training der Muskelkater einstellte, wie er schreibt. Und schon nach einigen Tagen hätten sich die Probanden kräftiger gefühlt. Einen Versuch ist es also wert. Die Übungen überraschen auf jeden Fall mit ihrer Vielfalt und ihrer Komplexität – und haben damit, wie wir uns beim Staubwischen fortbewegen, nicht mehr viel gemeinsam. (zof, 5.2.2017)