Schneemäuse sind hauptsächlich Bergbewohner und kommen in den Pyrenäen ebenso vor wie in den Alpen, Karpaten und dem Zagros-Gebirge.

Foto: Timothée Bonnet

Zürich – Mit 14 Zentimetern Körperlänge und einem sieben Zentimeter langen Schwanz ist die auch in den Alpen verbreitete Schneemaus (Chionomys nivalis) für Wühlmausverhältnisse recht stattlich. Mit der Bisamratte – zoologisch betrachtet ebenfalls eine Wühlmaus –, die es auf einen halben Meter bringt, kann sie zwar nicht mithalten. Aber sie zählt zumindest nicht zu den Zwergen ihrer unmittelbaren Verwandtschaft.

Forscher der Universität Zürich berichten nun jedoch im Fachmagazin "PLOS Biology" von einem Schrumpfungstrend in einer alpinen Population von Schneemäusen. Es handle sich dabei um ein seltenes Beispiel für "Evolution in Aktion".

Die Wissenschafter um Erik Postma untersuchten rund zehn Jahre lang eine Schneemaus-Population bei Churwalden auf rund 2.000 Metern Höhe. Dabei beobachteten sie, wie sich die Spezies im Zuge weniger Generationen genetisch an frühe Wintereinbrüche anpasste. Die Richtung der Veränderung überraschte die Forscher allerdings: "Entgegen unseren Erwartungen wurden die untersuchten Tiere nicht etwa größer. Die evolutionäre Adaption führte dazu, dass die Mäuse kleiner und leichter wurden", sagt Postma.

Möglicher Hintergrund

Grundsätzlich seien größere Mäuse fitter. Sie könnten besser überleben und sich vermehren. Davon abgesehen fördern kalte Lebensräume bei vielen Tierarten langfristig eher das Größenwachstum. Bei den Schneemäusen scheint die Situation aber etwas komplizierter zu sein. Bei frühem Wintereinbruch sind offenbar die Jungtiere mit Erbanlagen für ein geringes Körpergewicht im Vorteil: Sie erreichen schneller ihre endgültige Größe und sind somit ausgewachsen, bevor das Wetter schlecht wird: So lautet zumindest die Vermutung der Forschenden.

Dem evolutionären Prozess, der da vonstattenging, kamen die Wissenschafter aber nur dank Genanalysen auf die Spur. Weil die Anzahl der Tiere insgesamt zurückging und so mehr Nahrung pro Maus zur Verfügung stand, blieb das durchschnittliche Körpergewicht in der Population konstant.

Den Trend zu Mäusen, die schneller ausgewachsen sind, konnte Postmas Team nur anhand der Veränderungsrate der Gene beobachten, die für die Körpergröße zuständig sind. Ohne solche genetischen Analysen blieben viele Selektionsprozesse in Wildpopulationen mit ihren Ursachen und Konsequenzen schwer nachzuvollziehen, erklärte die Uni Zürich. (APA, red, 27. 1. 2017)