Rat an die Schüler: "Genießen Sie die Freiheit des Studiums, so lange es geht"

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Respekt vor den Amtsvorgängern: Van der Bellen bei der Präsidentengruft, wo Kurt Waldheim begraben liegt

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Wien – Alexander Van der Bellens erste Reise als Bundespräsident wird ihn nach Brüssel und Straßburg führen. Diese zuvor noch nicht offiziell bestätigte Information ließ er sich am Freitag von Schülern eines Wiener Gymnasiums entlocken. Den ersten Arbeitstag als Staatsoberhaupt verbrachte er auch unter Lehrlingen, an der Präsidentengruft sowie auf Begrüßungsrunde in der Präsidentschaftskanzlei.

Rede in Straßburg vor dem EU-Parlament

Starten soll die Reise in der Woche ab 13. Februar, bestätigte die Präsidentschaftskanzlei der APA die konkrete Planung. Als Höhepunkt sieht man dabei eine Rede vor dem EU-Parlament in Straßburg am 14. Februar. Auch ein Treffen mit dem neuen Präsidenten des EU-Parlaments, Antonio Tajani, ist vorgesehen.

Den Tag zuvor wird er auf Arbeitsbesuch in Brüssel sein. Dort soll es Gespräche mit EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker und Ratspräsident Donald Tusk geben.

Warum gerade dorthin? "Weil das salopp gesagt die Hauptstadt Europas ist", so Van der Bellen zu den Schülern des Wiener Gymnasiums Stubenbastei. Danach steht die Schweiz auf dem Plan, bisher traditionell das Ziel der ersten Präsidentenreise. "Bern hat offenbar Tradition", so der Bundespräsident. Auch ein Besuch in Berlin sei naheliegend. Hier sind die Planungen aber noch nicht sehr weit gediehen, hieß es in der Hofburg.

Schüler und Lehrlinge sind die Zukunft

Dass Van der Bellen dies gerade Schülern erzählte, war kein Zufall. In seiner Antrittsrede am Donnerstag hatte er sich zum Schluss an die Jüngsten gewandt und ihre Bedeutung für die Zukunft des Landes hervorgehoben. "Ihr werdet die Welt von morgen aufbauen und Österreich gestalten", meinte er auch am Freitag. "Ich bin 73, und das Leben ist letztlich endlich." Vor den Maturanten der Schule absolvierte Van der Bellen ein "Heimspiel", wie ihm diese attestierten, bevor sie ihn mit einem Hufeisen und Smiley-Schokolade beschenkten.

Er plauderte über seine eigene Gymnasialzeit, den Quereinstieg in die Politik ("Wenn Sie zu viele Egomanen in einer Partei haben, haben Sie ein Problem"), das US-Wahlergebnis ("Ich muss nicht alles verstehen") und die Lebenspläne der Schüler ("Genießen Sie die Freiheit des Studiums, so lange es geht").

Verständnis für Akademikerball

Der Bundespräsident versteht die Aufregung linker Kritiker über den Wiener Akademikerball der FPÖ in der Hofburg nicht ganz. Wenn sich dort farbentragende und auch schlagende Burschenschafter zu einem Ball treffen, sage er: "Was geht es mich an? Lasst sie doch." Kritischer sah er die politische Dimension, wenn etwa Marie Le Pen vom französischen Front National oder ihr Vater dort auftrete. Dies sei ein politischer Akt, er werte dies als "problematisch". Wo der Ball stattfinde, nämlich im Kongresszentrum der Hofburg, sei "auch nicht so wichtig". Es wäre ihm neu, dass dieser Ort ein besonderes Symbol der Demokratie sei. Und: "Es ist auch nicht mein Teil der Hofburg", so Van der Bellen über die Nähe zu seinen Amtsräumen, die er erst am Donnerstag bezogen hat. Seine Einstellung zu diesem Ball sei nicht neu, so der frühere Grünen-Chef. Schon als Wiener Gemeinderat habe er eine leicht abweichende Meinung zur Mehrheitsansicht des Grünen Klubs zum Ausdruck gebracht.

Harte Auswahl von Lehrlingen

Dann ging es zum Pharmaunternehmen Boehringer Ingelheim in Wien-Meidling, um auch mit Lehrlingen in Kontakt zu kommen. Bis zu 300 Personen bewerben sich dort pro Jahr um eine Lehrstelle, nur vier wurden im Vorjahr nach einem intensiven Auswahlprozess aufgenommen. Wie zuvor in der Schule waren Fotos mit dem Staatsoberhaupt sehr begehrt, und in der Kantine gab es bei seinem Eintreffen spontanen Applaus. Dass dort viele aus berufsbildenden Schulen in die Lehre umgestiegen sind, es aber auch schon Wechsel von der Chemielehre ins FH-Studium gegeben hat, begrüßte Van der Bellen. Mit besten Wünschen zur Lehrabschlussprüfung ging es weiter.

Als letzter Tagesordnungspunkt stand eine umfangreiche Begrüßungstour unter den Mitarbeitern der Präsidentschaftskanzlei auf dem Terminplan des Bundespräsidenten. (APA, 27.1.2017)