Wien – Eine halbe Stunde habe es gedauert von der versuchten Betriebsratsgründung bis zur Kündigung und sofortigen Dienstfreistellung. Sagt János Fehérváry, bisher Chef vom Dienst beim Fernsehsender Ö24.tv der Mediengruppe um "Österreich". Er hatte nach eigenen Angaben 35 Unterstützer für sein Bestreben, einen Betriebsrat im Fellner-Fernsehen zu gründen. Geschäftsführer Niki Fellner soll darauf unwirsch reagiert – und den für "Österreich"-Verhältnisse langjährigen Mitarbeiter gekündigt und sofort vom Dienst freigestellt haben. Niki Fellner schildert das Geschehen anders – und nennt Fehérvárys Darstellung "Schwachsinn".

Fehérváry spricht von einem "starken Stück". Er ist – oder war – seit sechseinhalb Jahren im Unternehmen. Nach der Kündigung habe man ihm die Zutrittskarte abgenommen, den E-Mail-Account gesperrt und ihn schließlich aus dem Gebäude begleitet.

"Nichts Ungutes tun"

Dabei wollte Fehérváry, wie er sagt, "weder der Familie Fellner noch dem Niki Fellner irgendetwas Ungutes tun", vielmehr "wollten wir den Betriebsrat auch deshalb gründen, weil wir hinter dem Projekt gestanden sind und stehen". Es habe dabei "überhaupt kein böses Blut" geben sollen.

Allerdings wollte man mit dem Betriebsrat schon auch "unsere Rechte wahren". Von Zwölf- bis 16-Stunden-Schichten spricht Fehérváry und von unbezahlten Überstunden. Die Kollegen seien deshalb an Fehérváry herangetreten, weil er schon so lange im Unternehmen sei – und an und für sich für ein gutes Verhältnis zu den Fellners bekannt sei.

"Nichts miteinander zu tun"

Niki Fellner selbst bezeichnet die gesamte Geschichte als "Schwachsinn". Er habe zwar gewusst, dass einige Mitarbeiter die Gründung eines Betriebsrats überlegten, aber nicht, dass Fehérváry daran beteiligt ist.

Fellner sagt, die Kündigung erfolgte aus "betriebswirtschaftlichen Gründen", man müsse eben auch in der "Österreich"-Gruppe einsparen. Der angedachte Betriebsrat und die Kündigung des Chefs vom Dienst hätten "überhaupt nichts miteinander zu tun".

Warum wurde Fehérváry sofort dienstfrei gestellt? Fellner: "Weil ich überzeugt davon bin, dass ein gekündigter Mitarbeiter nicht mehr motiviert ist", das sei im Haus so üblich. Zum Vorwurf der überlangen Arbeitsschichten sagt Fellner nur, dass "es immer sein kann, dass Überstunden zu machen sind – wie in jedem anderen Medienunternehmen". Diese würden selbstverständlich abgegolten.

Die beiden höchst widersprüchlichen Erzählungen vom gekündigten Mitarbeiter könnten noch vor dem Arbeitsgericht erzählt werden: Eine Kündigung wegen des Versuchs, einen Betriebsrat zu gründen, wäre ein "verpöntes Motiv" und damit unzulässig. Fehérváry trifft am Montag einen Juristen; Fellner sagt, das sei sein gutes Recht. (sefe, 27.1.2017)