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Sechs Personen wurden in einer Moschee in Québec erschossen, acht weitere verletzt, gab die Polizei am Montag bekannt.

Foto: Reuters / Mathieu Belanger

Quebec – Ein bewaffneter Angreifer hat eine Moschee in Quebec im Osten Kanadas gestürmt, sechs Menschen erschossen und 19 weitere teils lebensgefährlich verletzt. Kanadas Premierminister Justin Trudeau sprach von einem "Terroranschlag auf Muslime" und versprach, die Täter zur Rechenschaft zu ziehen.

Die Polizei stufte einen von zwei festgenommenen Verdächtigen am Montag als Zeugen ein und ging davon aus, dass nur einer der beiden Männer die Tat in dem Gotteshaus am Sonntagabend (Ortszeit) verübt habe. Die genauen Hintergründe der Tat waren zunächst unklar.

Bei dem mutmaßlichen Täter handelt es sich um einen 27-jährigen Politikstudenten der Universität Laval, der sich 20 Kilometer außerhalb der Stadt selbst der Polizei gestellt hatte. Er muss sich wegen sechsfachen Mordes und fünffachen versuchten Mordes vor Gericht verantworten. Die Polizei kündigte diese Anklage in elf Punkten am Montag an.

Ein weiterer Verdächtiger, der nach der Attacke am Sonntagabend vorübergehend festgenommen war, wurde wieder auf freien Fuß gesetzt und wird in dem Fall nur noch als Zeuge behandelt.

Sicherheitsmaßnahmen verstärkt

Mehr als 60 Menschen hielten sich in der Moschee auf, als nach Angaben von Augenzeugen zwei maskierte Männer das Gebäude stürmten. Auch Frauen und Kinder, die sich im oberen Stockwerk der Moschee aufhielten, erlebten den Angriff Berichten zufolge. Die Todesopfer sind alle männlich und zwischen 35 und 60 Jahre alt. Unter ihnen sind ein Professor und ein Ladenbesitzer, berichtete die "Globe and Mail". 39 Menschen überlebten den Angriff ohne Verletzungen.

Die Sicherheit an Moscheen in Quebec sei verstärkt worden, sagte der Premierminister der französischsprachigen Provinz, Philippe Couillard. Auch die New Yorker Polizei nahm Moscheen als mögliche Angriffsziele verstärkt ins Visier. New Yorks Bürgermeister sprach von einer "schrecklichen Attacke". Frankreichs Präsident Francois Hollande bezeichnete die Tat als "abscheulich". US-Präsident Donald Trump, der einen Einreisestopp gegen sieben mehrheitlich muslimische Länder verhängt hatte, kondolierte Trudeau und erklärte, mit seinem eigenen Dekret vorausschauend gehandelt zu haben.

Premier betont Solidarität mit Muslimen

"Es ist entsetzlich", sagte der Moschee-Vorsitzende Mohammed Yangui der Nachrichtenagentur dpa. "Diese Menschen kommen jeden Tag friedlich zum beten, aber jetzt werden einige von ihnen nie wieder vom Gebet nach Hause zurückkehren. Ich bin schockiert, mir fehlen die Worte, um zu beschreiben, was ich fühle." Im Juni war ein abgetrennter Schweinekopf im Eingangsbereich der Moschee abgelegt worden.

Quebecs Premierminister Couillard betonte nach dem Anschlag die Solidarität mit der muslimischen Gemeinschaft. "Ihr seid willkommen bei uns. Wir alle sind Quebecer", sagte er bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Bürgermeister Regis Labeaume und seinem Sicherheitsminister Martin Coiteux. Labeaume sagte, die "Mitbürger und Mitbürgerinnen" seien "unsere Nachbarn". Coiteux versicherte, es werde alles getan, die Sicherheit der Bevölkerung zu gewährleisten.

Der deutsche Außenminister Sigmar Gabriel verurteilte den Anschlag auf das Schärfste: "Der Angriff zielt ins Herz einer Nation, die für religiöse Toleranz und Vielfalt bekannt ist." Der Bürgermeister von Montreal, Denis Coderre, sagte am Montag wegen des Anschlags in Quebec einen geplanten Berlin-Besuch ab. Er hatte in der deutschen Hauptstadt der Opfer des Weihnachtsmarkt-Anschlags gedenken wollen, wie der Berliner Senat mitteilte.

Im Gedenken an die Opfer des Anschlags von Quebec schaltet die französische Hauptstadt Paris in der Nacht auf Dienstag die Beleuchtung des Eiffelturms ab. Die Lichter des Wahrzeichen sollten um Mitternacht erlöschen, kündigte Bürgermeisterin Anne Hidalgo an. (APA, 30.1.2017)