Griechenland: Aus für "To Vima" und "Ta Nea".

Foto: APA/AFP/ANGELOS TZORTZINIS

"Wer erwürgt die Presse?", steht auf der Titelseite der griechischen Sonntagszeitung To Vima, und Stavros Psycharis, der als Autor dieses dramatischen Briefs an die Leser gilt und einer der mächtigsten Medienbarone des Landes war, gibt auch gleich die Antwort: Die vier größten griechischen Banken sind schuld, weil sie seinen Verlag nicht mehr finanzieren wollen. Und Regierung wie Opposition, weil ihnen das Schicksal der linksliberalen Traditionsblätter To Vima und Ta Nea und ihrer 500 Mitarbeiter gleichgültig sei.

Zumindest der zweite Vorwurf scheint nicht ganz richtig. Die linksgeführte Regierung von Premier Alexis Tsipras ist so interessiert an DOL – der Lambrakis-Pressegruppe -, dass sie Mitte Jänner einen Parteimann als Notretter ins Management der hochverschuldeten Verlagsgruppe platzierte. Vassilis Moulopoulos, einst PR-Leiter der linksradikalen Syriza und Vorstandschef der parteinahen Tageszeitung Avgi, sei eingeladen worden, die Möglichkeiten für eine Lösung der finanziellen Probleme der Lambrakis-Gruppe auszuloten, hieß es damals in einer Mitteilung des Verlags. Am vergangenen Wochenende war trotzdem erst einmal Schluss. To Vima verkündete ihren Lesern die vorläufige Einstellung der Sonntags- und der Tageszeitung.

U-Ausschuss zu Krediten

Die Verbindlichkeiten der Lambrakis-Gruppe, zu der auch Radiosender, Magazine und das Newsportal in.gr gehören, sollen sich vor drei Jahren auf knapp 143 Millionen Euro belaufen haben und jetzt bei 240 Mio. Euro stehen. Monatelang hatte die Regierungspartei Syriza Verlagschef Psycharis in einem Untersuchungsausschuss vorgeführt, bei dem es um die jahrelange fragwürdige Praxis der griechischen Banken bei der Vergabe von Krediten an Medienhäuser und die einstigen Großparteien Pasok und Nea Dimokratia ging. Gegen Psycharis selbst wird ein Verfahren wegen des Verdachts der Geldwäsche und der Steuerhinterziehung eröffnet, das entschied die Justiz im Dezember vergangenen Jahres.

Die Mitarbeiter von To Vima und Ta Nea erhielten schon seit Monaten keine Gehälter mehr. Syriza-Mann Moulopoulos sagte am Montag, es gebe "wenige Hoffnungen" auf eine Rettung des Verlags und einen interessierten Investor. (Markus Bernath aus Athen, 30.1.2017)