Diese spezielle Haube ermöglicht Locked-in-Patienten Antworten mit Ja und Nein. Die Antworten kommen allein durch Denkvorgänge im Gehirn zustande.

Wyss Center, www.wysscenter.ch

Tübingen/Wien – Es passiert nur sehr selten, kann dann aber schnell gehen – so wie beim Chefredakteur des französischen Magazins "Elle": Jean-Dominique Bauby erlitt mit 43 Jahren aus heiterem Himmel einen massiven Schlaganfall, und als er aus dem Koma erwachte, war er nicht nur stumm, sondern auch fast komplett gelähmt.

Bewegen konnte er nur noch das rechte Augenlid, mit dem der Locked-in-Patient kommunizieren konnte – und auf diese Weise sogar ein Buch (Schmetterling und Taucherglocke) diktierte, das auch verfilmt wurde. Bauby wurde ein Alphabet gezeigt, bei dem die Buchstaben nach ihrer Häufigkeit im Französischen gereiht war. Und beim jeweils richtigen Buchstaben blinzelte der Journalist.

Eine sehr spezielle Habe

Es gibt aber Locked-in-Patienten, die nicht einmal die Augenlider oder die Augen selbst bewegen können, wie das bei fortgeschrittener Amyotropher Lateralsklerose (ALS) der Fall ist. Solchen Personen kann nun mit einer speziellen Computer-Gehirn-Schnittstelle eine einfache Form der Kommunikation ermöglicht werden.

Die Patienten erhalten eine spezielle Haube, die Hirnaktivitäten misst und so Antworten mit Ja oder Nein ermöglicht, berichtet Niels Birbaumer (Emeritusprofessor der Uni Tübungen) im Fachblatt "PLoS Biology". Zuvor müssen die Patienten gut 100 Fragen beantworten, um die Messmethoden zu justieren. Die Trefferwahrscheinlichkeit beträgt dann etwa 70 Prozent. Birbaumer hält diese Quote für "nicht schlecht".

Antworten mit Ja oder Nein

"Wenn die entscheidenden Fragen geklärt sind, nimmt die Nutzungszeit ab", sagte Birbaumer. Dann kommunizierten die Patienten im Schnitt etwa eine Stunde pro Tag mithilfe der Haube, ergänzte der Forscher. "Das ist sehr anstrengend, die müssen sich voll konzentrieren." Eine Haube, die aus derzeit schon am Markt verfügbaren Komponenten besteht, kostet nach Birbaumers Angaben derzeit 50.000 bis 70.000 Euro.

Die neue Methode wurde von vier Patienten getestet, die sich erstmals auch über ihre Lebensqualität äußerten – und zwar durchwegs positiv. (tasch, 31.1.2017)