Frauenministerin Sabine Oberhauser kann sich vorstellen, die Klubförderung an den Frauenanteil zu koppeln.

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Wien – Frauenministerin Sabine Oberhauser (SPÖ) will den Schwung nutzen: Nach der geplanten Frauenquote für die Privatwirtschaft, die im Zuge des aktualisierten Koalitionsprogramms vereinbart wurde, soll auch in der Politik über Maßnahmen für einen höheren Frauenanteil gesprochen werden. Die gläserne Decke hat aus ihrer Sicht jedenfalls einen Sprung bekommen.

Zur Erhöhung des Frauenanteils in der Politik gebe es verschiedene Modelle, sagt Oberhauser. So könne man etwa die Klubförderung an den Frauenanteil knüpfen oder Listen mit zu wenig Frauen gar nicht erst zulassen. Es gab dazu bereits einige Gespräche auf parlamentarischer Ebene, allerdings ohne Einigung, bedauerte Oberhauser. "Auch im Rahmen der anstehenden Wahlrechtsreform sollte das wieder Thema sein", forderte sie.

Kritik von Industrie

Die Industriellenvereinigung (IV) hat mit der geplanten Frauenquote für die Privatwirtschaft hingegen keine Freude. Das Problem – zu wenige weibliche Führungskräfte – sei zwar sehr wohl bekannt, die Lösung per Quote aber werde abgelehnt, erklärte Christian Friesl, Bereichsleiter Gesellschaftspolitik der IV. Das geplante Inkrafttreten der Verpflichtung ist der IV ebenfalls etwas zu früh.

"Wir freuen uns nicht darüber, weil es nicht das richtige Mittel ist, um das Problem zu lösen aus unserer Sicht", erklärte Friesl. Viel eher versuche man mit Netzwerken, Schwerpunktthemen oder Ausbildungsprogrammen, Frauen auf Führungspositionen vorzubereiten. Das Problem sei bekannt, treffe es doch auch die Industriebetriebe, denn in der Branche seien anders als etwa im Bankwesen zu wenige Frauen tätig.

2018 zu früh

"2018 ist etwas früh aus unserer Sicht", stellte er weiters fest. Vorstellbar wäre etwa, dass das Inkrafttreten für manche Wirtschaftssektoren zu einem späteren Zeitpunkt erfolgt, sei doch auch der Frauenanteil mitunter gering. "Das Problem ist uns vollkommen klar. Die Lösung Quote gefällt uns aber nicht", so Friesl. Unternehmen würden sich nicht über Vorschriften von außen freuen, sondern ihre Ziele selbst setzen.

Friesl ortet grundsätzlich strukturelle Probleme und fordert neue Rollenbilder – hier müsste bereits in den Kindergärten angesetzt werden. So soll etwa das Interesse an MINT-Fächern geweckt und die Technikaffinität gefördert werden. Die Berufswahl sei noch immer stereotyp, die Hälfte der weiblichen Lehrlinge entscheide sich für die Berufe Friseurin, Einzelhandels- oder Bürokauffrau, gab der Bereichsleiter zu bedenken.

Wirtschaftskammer auch skeptisch

Auch die Wirtschaftskammer glaubt nicht, dass es die Festschreibung einer Frauenquote für Aufsichtsräte braucht. Verwiesen wurde hingegen auf das Führungskräfteprogramm "Zukunft.Frauen", aus dem mittlerweile eine Datenbank mit 450 potenziellen Aufsichtsrätinnen hervorging.

Vorbild für die Regierung ist das deutsche Modell, das eine 30-prozentige Geschlechterquote für Großunternehmen vorsieht. Es gibt dabei keine Ausnahmen, denn bei Nichterfüllung der Quote bleibt der Posten im Aufsichtsrat unbesetzt. In Österreich soll diese Regelung für alle börsenotierten Unternehmen sowie Betriebe mit mehr als 1.000 Mitarbeitern gelten. (APA, 1.2.2017)