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Unter Druck wegen "Penelope-Gate": François Fillon.

Foto: Reuters / Christian Hartmann

Die französische Rechte, vor kurzem noch überzeugt von ihrem Triumph bei den kommenden Präsidentschaftswahlen, sieht seit Tagen ihre Felle davonschwimmen. Nach einem harten internen Ausscheidungsverfahren setzte sich im November François Fillon mit einem klaren liberalkonservativen Programm vor den Schwergewichten Alain Juppé und Nicolas Sarkozy durch. Jetzt scheint die lange Aufbauarbeit auf einen Schlag zunichtegemacht. Nach einer ersten Enthüllung legte die Zeitschrift Le Canard enchaîné am Mittwoch nach und rechnete vor, dass Fillons Familie – Ehefrau Penelope und zwei Kinder – insgesamt mehr als eine Million Euro auf möglicherweise illegale Weise mit Scheinjobs im Parlament verdient hätte. Die Finanzstaatsanwaltschaft ermittelt wegen Veruntreuung öffentlicher Gelder.

Nach außen haben ihm die Parlamentarier der Republikaner am Mittwoch den Rücken gestärkt. Fillons Sprecher Thierry Solère beschuldigte die Linke, einen "institutionellen Staatsstreich" zu inszenieren. Fillon sei der Einzige, der einen Wahlsieg von Marine Le Pen verhindern könne, nachdem der Front National bei den vergangenen Lokalwahlen bis zu 40 Prozent Stimmen erzielt habe. Ex-Minister Bruno Le Maire, einer der sechs gegen Fillon unterlegenen Primärwahlkandidaten der Republikaner, erklärte, es gehe nicht um "das Schicksal eines Mannes, sondern um Frankreich", stehe doch ein gewichtiges Reformprogramm zur Debatte. Regierungssprecher Stéphane Le Foll wies die Staatsstreichkritik als "inakzeptabel" zurück. Gelassen verwies er am Mittwoch auf die Unabhängigkeit der Justiz.

Bei den Republikanern liegen nun die Nerven blank. Hinter der Fassade der Solidarität mit Fillon sucht die Partei unter Hochdruck nach einem Ersatz – bisher ohne Erfolg. Juppé hatte schon vergangene Woche erklärt, er stehe nicht zur Verfügung. Die Anhänger Sarkozys versuchen, Ex-Minister François Baroin in den Vordergrund zu rücken. Auch der ehemalige Minister Xavier Bertrand wird als möglicher Präsidentschaftskandidat genannt. Beide hätten aber nicht die nötige Aura und Legitimität, um Fillon zu folgen.

Fast untergegangen ist in Paris die Meldung, dass sich Marine Le Pen weigere, wie vom Europaparlament verlangt nahezu 300.000 Euro zurückzuzahlen, weil sie ähnlich wie Fillon eine Verwandte zum Schein als parlamentarische Assistentin beschäftigt habe. (Stefan Brändle aus Paris, 1.2.2017)