Wien – Generali-Österreich-Generaldirektor Alfred Leu stört am neuen Arbeitsprogramm der Bundesregierung, dass darin das Thema Altersvorsorge "ignoriert" wird. Damit werde die demografische Entwicklung außer Acht gelassen, auch wenn das Regierungsprogramm insgesamt sehr viele positive Elemente aufweise, argumentierte Leu vor Journalisten: "Die Kunden wissen, dass Eigenvorsorge wichtig ist."

Die Generali setzt laut Leu primär auf profitables Wachstum, gute technische Ergebnisse und ein diszipliniertes Kostenmanagement. Mit all diesen drei Prioritäten sei man zufrieden, sagte Leu am Mittwochabend. Man habe ein Wachstumsziel erreicht und die technische Seite im Griff – und in der Sparte Leben Resultate, die dies unterstützen würden.

Plus bei Lebensversicherungen

Auch in der Lebensversicherung stehe bei den Prämieneinnahmen ein Plus davor – "in den für uns wichtigen Bereichen", ergänzte der CEO. Sowohl die klassische Leben als auch Fondspolizzen seien nötig. Die Gesamtverzinsung bei neuen Lebenspolizzen liegt bereits unter drei Prozent, hieß es auf Anfrage. Die prämienbegünstigte Zukunftsvorsorge werde "nachgefragt und verkauft", so Finanzvorstand Klaus Wallner – laut Vertriebsvorstand Arno Schuchter "mit steigender Tendenz", wenn auch auf bescheidenem Niveau. Anderseits sei es das einzige Assekuranzprodukt, für das es noch eine Förderung gebe, wie beim Bausparen.

Dem neuen Ziel der Regierung, privates Geld für den sozialen Wohnbau auch seitens Versicherungen zu mobilisieren, steht man bei der Generali noch reserviert gegenüber. Man werde zunächst die endgültigen Formulierungen abwarten, glaube aber nicht, sich hier besonders groß zu engagieren, heißt es.

Laut CEO Leu blickt Generali Österreich auf ein erfolgreiches Jahr 2016 zurück und geht auch mit Zuversicht ins Jahr 2017. Detailzahlen, auch zur Prämienentwicklung, will man erst gegen Ende April bei der Vorlage der Bilanz nennen. Auch über die Veranlagungserfolge wird man dann mehr wissen, doch zeigte sich der neue Chief Investment Officer, Vorstandsdirektor Axel Sima – bereits seit 18 Jahren im Unternehmen -, zufrieden mit dem leichten Zinsaufwärtstrend seit Ende vergangenen Jahres.

Papierlose Abläufe

Stolz ist Leu, dass in seinem Haus 72 Prozent der Abläufe papierlos erfolgen und die Versicherungsnehmer auf jedes vierte der 60.000 zum Thema Kundenzufriedenheit versendeten Mails zurückgeschrieben haben. Immer stärker nutzt Generali die Digitalisierung – ab März könne jeder Kunde seinen Antrag aufs Handy erhalten, dort unterschreiben und retoursenden, sagte Schuchter. Auch die 1.900 Außendienst-Mitarbeiter sollen für die (potenziellen) Versicherungsnehmer noch leichter im Internet zu finden sein.

Auch im Vertrieb setze Generali Österreich auf Lehrlinge, sagte Leu, der das duale Ausbildungssystem in den deutschsprachigen Ländern lobte und als "Trumpf" bezeichnete. Intern verfüge man über ein eigenes Trainee-Programm und sei sich bewusst, dass man bei den Beschäftigten ab dem Jahr 2020 den Abgang der Babyboomer ersetzen müsse. Wichtig sei ihm auch Mobilität: "Die Mitarbeiter sollen auch neue Erfahrungen sammeln." Voriges Jahr hätten 82 Leute intern die Stelle gewechselt, diese Zahl wolle er erhöhen. (APA, 2.2.2017)