Bild nicht mehr verfügbar.

Der französische Präsidentschaftskandidat François Fillon gerät wegen der mutmaßlichen Scheinbeschäftigung seiner Frau immer mehr unter Druck.

Foto: REUTERS/Pascal Rossignol

Paris – Der französische Präsidentschaftskandidat Francois Fillon gerät in der Affäre um Scheinbeschäftigung weiter in Erklärungsnot: In einem wieder aufgetauchten Video aus dem Jahr 2007 gibt seine Frau an, nie für ihren Mann als Assistentin gearbeitet zu haben, wie der Sender France 2 am Donnerstag mitteilte.

Fillon will seine Frau jahrelang im Parlament beschäftigt haben – laut Presseberichten für hunderttausende Euro aus Steuergeldern. In einem Video, das am Donnerstagabend auf France 2 ausgestrahlt werden sollte, sagt Fillons Frau nach Angaben des Senders wörtlich: "Ich war niemals die Assistentin meines Mannes." Das Zitat stammt aus einem Interview der gebürtigen Britin Penelope Fillon mit dem "Sunday Telegraph". Das Gespräch wurde als Video mitgeschnitten.

"Schmutzkampagne"

Der lange als Favorit für die Präsidentschaftswahl gehandelte Fillon steht seit gut einer Woche massiv unter Druck: Nach Berichten der Zeitung "Le Canard Enchaine" soll Fillons Frau innerhalb von 15 Jahren mehr als 830.000 Euro aus Steuermitteln erhalten haben, ohne dafür wirklich gearbeitet zu haben. Der konservative Politiker weist die Vorwürfe als Schmutzkampagne zurück.

In Umfragen stürzt die Zustimmung für Fillon weiter ab. In einer Befragung des Instituts Harris interactive sprachen sich sieben von zehn Franzosen für einen Rückzug des Politikers von der Präsidentschaftskandidatur aus. Die Anhänger des bürgerlichen Lagers sind gespalten: Sie sind demnach jeweils zur Hälfte für oder gegen einen Rückzug.

Ausweichkandidat

In Fillons Partei Die Republikaner wird hinter den Kulissen bereits nach einem Ausweichkandidaten gesucht. Am häufigsten wird dabei der Name des früheren Premierministers Alain Juppe genannt, der Fillon bei der Vorwahl überraschend unterlegen war. Dieser bekräftigte aber, er stehe nicht als "Plan B" zur Verfügung.

In einem Gastbeitrag in der Zeitung "Le Figaro" sagten 17 konservative Politiker Fillon ihre Unterstützung zu. Bei den Vorwürfen handle es sich um "Verleumdung", heißt es in dem Text, der unter anderem von Fraktionschef Christian Jacob und dem früheren Premierminister Jean-Pierre Raffarin unterschrieben ist.

Aufwind hat derzeit Fillons sozialliberaler Gegenspieler Emmanuel Macron. In Umfragen liegt er inzwischen vor Fillon. Der 39-Jährige sagte bei einem Wahlkampfauftritt auf einem Unternehmerkongress, er sehe "Bewegung" in seiner Präsidentschaftskandidatur.

Auf Profit aus der Affäre hofft auch die Chefin der rechtsextremen Partei Front National, Marine Le Pen. Sie könnte laut Umfragen die erste Runde der Präsidentschaftswahl im April gewinnen. Bisher gehen die Meinungsforscher aber davon aus, dass sie in der Stichwahl im Mai ihrem Konkurrenten unterliegt – ob er nun Macron oder Fillon heißt.

Gewalt gegen Reporter

Auf Twitter und Facebook kursierte unterdessen ein Video, das Fragen zu Le Pens Umgang mit Journalisten aufwirft. Darauf ist zu sehen, wie Sicherheitskräfte einen Reporter der TV-Gruppe TF1 gewaltsam abführen, der eine Frage zu ihrer Verwicklung in eine Scheinbeschäftigungs-Affäre stellt. Die Front National erklärte, sie sei für die Sicherheit bei der Veranstaltung nicht zuständig gewesen.

Das Europaparlament fordert fast 340.000 Euro von Le Pen zurück. Sie hat demnach als Abgeordnete in Brüssel zwei Parlamentsmitarbeiter aus EU-Geldern bezahlt, die aber ausschließlich für ihre Partei arbeiteten. (APA, red, 2.2.2017)