Das Intercontinental soll abgerissen und – um rund fünf Meter höher – neu errichtet werden. Daneben soll ein 66-Meter-Turm entstehen. Der Eislaufverein auf dem Areal wird saniert und erhält eine Halle

Foto: Heribert Corn

So sollen der Luxuswohnturm und das neu gebaute Hotel Intercont nach den Renderings der Architekten Isay Weinfeld und Sebastian Murr aussehen.

Rendering: Isay Weinfeld, Sebastian Murr

Wien – Der geplante Luxuswohnturm des Investors Michael Tojner auf dem Wiener Heumarkt-Areal hat wie berichtet die Unesco aufgebracht. Schließlich soll das 66 Meter hohe Gebäude mitten in der Weltkulturerbe-Zone der Wiener Innenstadt errichtet werden. Die Unesco-Auszeichnung wackelt gehörig: Denn der Beirat Icomos, der die Unesco berät, hat die mit dem Welterbe verträgliche Bauhöhe auf 43 Meter festgelegt.

Um Klarheit zu erlangen, forderte die internationale Unesco-Kommission bei ihrer jährlichen Sitzung in Istanbul im vergangenen Sommer einen aktualisierten Bericht vom Bund an. Dieser ist Vertragspartner der Unesco in Sachen Weltkulturerbe. Die Stellungnahme sollte bis zum 1. Februar 2017 bei der Unesco in Paris einlangen.

Nächste Unesco-Sitzung im Juli

Das ist bis dato noch nicht geschehen. Die Unterlagen sollen aber in den nächsten Tagen an die Unesco weitergeleitet werden, wie eine Sprecherin des Kulturministeriums am Donnerstag sagte. Im Juli findet die nächste Sitzung der internationalen Unesco-Kommission im polnischen Krakau statt.

Stuft die Unesco in Paris die aktuellen Unterlagen aus Österreich als Gefahr für das Welterbe Wiens ein, könnte Wien schon im Sommer auf die Rote Liste gesetzt werden – und bei Baubeginn des Luxuswohnturm-Projekts das Welterbeprädikat verlieren.

Heftige Kritik von Kunsthistoriker Schwarz

Kunsthistoriker Michael Viktor Schwarz, der aktuelle Vorsitzende des Senats der Universität Wien, bezeichnete das Bauvorhaben am Heumarkt im Gespräch mit dem STANDARD als "Sündenfall". Der Turm würde "das einzigartige Stadtbild in katastrophaler Weise sprengen. Wien braucht keinen Trump Tower im Herzen der Stadt", sagte Schwarz.

Seine heftige Kritik teile man am kunsthistorischen Institut der Universität Wien, wo die Besonderheiten der Wiener Architekturgeschichte seit Jahrzehnten zu den wichtigsten Forschungsthemen gehörten.

Besonderheit durch raffinierte Stadtplanung

Die Besonderheit Wiens sei durch raffinierte Stadtplanung im 18., 19. und 20. Jahrhundert entstanden – "und durch ein glückliches Funktionieren von Straßen, Plätzen, Parks und Gebäuden". Mit dem Turmbau werde aber "das Stadtsystem an einer systemrelevanten Stelle verändert". Die Stadt sollte "in innerstädtischen Bereichen nichts bauen lassen, was man woanders besser bauen kann" – also außerhalb der Unesco-Welterbezone.

Das Vorhaben könne einen Dammbruch zur Folge haben und weitere Hochhäuser im innerstädtischen Bereich ermöglichen. Man dürfe nichts Einmaliges durch Dinge, die es überall geben kann, zerstören, sagte Schwarz, der im deutschen Heilbronn geboren und seit 1998 in Wien tätig ist. Der Turm mache Wien zu einer "Durchschnittsstadt, in der man nicht gewesen sein muss".

Abriss und Hotelneubau

Die rot-grüne Stadtregierung hält an dem Bauprojekt fest. Neben dem 66-Meter-Turm soll auch das bestehende Hotel Intercontinental abgerissen und neu errichtet werden. Der Hotelneubau soll knapp 48 Meter hoch werden – um rund fünf Meter höher als der aktuelle Bestand. Der Eislaufverein auf dem Areal soll zudem saniert werden und eine eigene Halle bekommen. Auch ein Turnsaal für Schulen ist geplant.

Am Donnerstag begann die Frist zur öffentlichen Auflage des Änderungsentwurfs für die Flächenwidmung. Einsicht ist bis Mitte März möglich. (David Krutzler, 2.2.2017)