Auch gegenüber Donald Trump kann man seine Abneigung bekunden.

Foto: Hater

Man kennt sie. Die Menschen, die – bevorzugt auch noch zu viert nebeneinander – am Gehsteig dahinschleichen, als würde sich ihr Leben in Zeitlupe abspielen. Oder jene Mitfahrer in den Öffis, die in unüberhörbarer Lautstärke ihr zum Erbrechen langweiliges Privatleben per Telefon diskutieren. Und dann wäre da natürlich auch der neue US-Präsident Donald Trump, der in den Augen vieler jeden Tag neue Wahnsinnigkeiten per Präsidialerlass zu Papier bringt.

Jeder von uns lehnt manche Dinge mit mehr oder weniger großem Furor ab. Ein schlummerndes Potenzial, das nun ein Entwicklerstudio für sich nutzen möchte. Mit einer Dating-App.

Verbindender Hass

"Hater" heißt das Programm, das derzeit als Betaversion für iOS zur Verfügung steht und am 8. Februar in den Vollbetrieb starten soll. Und sie verspricht, was der Name andeutet. Im Vordergrund stehen nicht gemeinsame Hobbys und Interessen, sondern jene Dinge, die man zu zweit ablehnt.

Erfinder der Verkupplungssoftware ist Brendan Alper, ein ehemaliger Angestellter von Goldman Sachs, der eigentlich Comedy-Autor werden wollte. "Hater war eigentlich nur ein Entwurf", erklärt er gegenüber dem New York Magazine. Doch je mehr er darüber nachdachte, desto sinnvoller erschien ihm das Konzept.

Foto: Hater

Chance auf die Wutromanze

Wer das Programm startet, bekommt erst einmal eine Reihe von Dingen vorgesetzt, zu denen man per Wischgeste Zuneigung oder Ablehnung bekunden kann. Auch eine neutrale Haltung ist möglich. Insgesamt gibt es derzeit rund 2.000 Einträge, die von Musikstars und Politikern über Freizeitaktivitäten bis hin zu "Poselfies" reichen. In Zukunft sollen Nutzer eigene Vorschläge einreichen können, die vor ihrer Freischaltung moderiert werden, um Hassrede oder Diskriminierung zu vermeiden.

Hat man einige der Themen abgearbeitet, beginnt Hater, Matches aus der Umgebung anzuzeigen. Zu den potenziellen Partnern wird auch eine Prozentzahl angezeigt, die darüber informiert, wie stark vereint man im gemeinsamen Hass auf Dinge ist. Wer Chancen auf eine potenzielle Wutromanze wittert, kann Kontakt aufnehmen.

Konzept mit Potenzial

Laut einer Studienreihe der University of South Florida aus dem Jahr 2006 könnte das Konzept von Hater tatsächlich aufgehen. Sozialpsychologin Jennifer Bosson fand heraus, dass fremde Leute sich vor ihrer ersten Begegnung durch erwartete gemeinsame negative Empfindungen gegenüber einer dritten Person stärker verbunden fühlen, als durch geteilte positive Gefühle. (gpi, 03.02.2017)