Bild nicht mehr verfügbar.

Kellyanne Conway muss Donald Trumps Einreisestopp verteidigen – und greift dabei auf ein Massaker zurück, das nie stattgefunden hat.

Foto: APA/AFP/GETTY IMAGES/Drew Angere

Washington – US-Präsident Donald Trump und sein Team müssen sich weiterhin für das Einreiseverbot für Staatsangehörige aus sieben mehrheitlich muslimischen Staaten rechtfertigen. Seine Beraterin Kellyanne Conway sprach in diesem Zusammenhang in einem Interview mit dem Sender MSNBC von zwei Irakern, die hinter dem "Bowling-Green-Massaker" stünden. Der Irak gehört zusammen mit Syrien, dem Iran, Somalia, dem Sudan, Libyen und dem Jemen zu den vom Einreisestopp betroffenen Ländern. So ein Massaker gab es in Bowling Green im US-Bundesstaat Kentucky aber nie.

Was Conway wohl anspricht, sind zwei Iraker, die im Jahr 2011 verhaftet wurden. Sie führten im Irak Angriffe mit improvisierten Sprengvorrichtungen auf US-Soldaten aus und wollten Waffen und Geld an Al-Kaida im Irak schicken mit dem Ziel, US-Soldaten zu töten. Sie bekannten sich schuldig und wurden zu lebenslanger beziehungsweise 40 Jahren Haft verurteilt.

Ab Minute 2:45 geht es um den angeblichen Einreisestopp Obamas, ab Minute 2:53 spricht Conway vom "Bowling-Green-Massaker".
MSNBC

Conway – die bereits im Zuge der Diskussion über die Menschenmenge bei Trumps Angelobung die Verbreitung von "alternativen Fakten" verteidigte – spricht im Interview auch vom sechsmonatigen Verbot des ehemaligen US-Präsidenten Barack Obama, das es irakischen Flüchtlingen untersagt haben soll, in die USA einzureisen. Wegen neuer Prüfmethoden hatte sich 2011 die Vergabe von Visa an Flüchtlinge aus dem Irak zwar tatsächlich vorübergehend verlangsamt, einen völligen Stopp gab es aber nie. Wer ein gültiges Visum hatte, durfte einreisen.

Am Freitag hat Conway ihre Äußerung über ein angebliches Massaker zurückgenommen. Sie habe in dem Fernsehinterview "Bowling-Green-Terroristen" und nicht "Bowling-Green-Massaker" gemeint, erklärte sie über den Kurznachrichtendienst Twitter. Unabsichtliche Fehler passierten nun mal.

In einem Fernsehinterview setzte Conway dann zu einem Rundumschlag gegen die Medien an und warf ihnen vor, mit einer "respektlosen" Berichterstattung zur Gewalt aufzustacheln. "Wenn Sie dem Präsidenten und den wichtigsten Sprechern keinen Respekt zollen, dann zeigen Sie keinen Respekt vor dem Amt und Sie stacheln zu einer Mob-Mentalität, wenn nicht gar zu Massenausschreitungen auf", sagte Conway dem konservativen Radio-Moderator Sean Hannity, wie der Nachrichtensender CNN berichtete. "Sie ermutigen Leute, rauszugehen und unfriedlich zu protestieren und Flughafenzugänge für Leute zu blockieren, die einen kranken Verwandten besuchen wollen oder zu einem Trauerfall müssen und nicht fliegen können", sagte sie.

Die Bürgerrechtsbewegung ACLU hat als scherzhafte Reaktion eine Homepage mit dem Namen "Bowling Green Massacre Fund" eingerichtet, die auf die Spendenseite der Organisation verweist. (maa, APA, 3.2.2017)