Knapp 1,1 Millionen Euro, das ist die von Otto Hans Ressler verlautbarte Bilanz zur ersten, ausschließlich Werken weiblicher Künstler gewidmeten Versteigerung. Eine Themenauktion, die, wie berichtet, nicht von allen Künstlerinnen goutiert wurde. Selbst von solchen nicht, die vertreten waren. Jenen, den es um eine Gleichstellung auf dem Markt geht, fanden den Ansatz zu feministisch. Andere fühlten sich schlicht und ergreifend zu Schnäppchen degradiert.

Der Höhepunkt des Abends war in Form des motivischen Quotenmanns programmiert: Maria Lassnigs Korkenziehermann (Tod) war heiß umkämpft und wechselte schließlich für netto 280.000 Euro (350.000 inkl. Aufgeld) den Besitzer. 2006 hatte Ressler, damals noch als Chef des Auktionshauses "im Kinsky" im Einsatz, das 1986 geschaffene Gemälde an den jetzigen Verkäufer vermittelt. Ob die nun eingestreifte Rendite im Umfeld eines internationalen Hauses höher ausgefallen wäre, muss eine Mutmaßung bleiben. Immerhin rangiert dieser Wert nun auf Platz sechs der zehn höchsten je für ein Werk Lassnigs erzielten.

Eine vorläufig letzte Chance

Insgesamt, berichten Augenzeugen, sei die Stimmung im Auktionssaal schon eher trist und das Bieterengagement überaus verhalten gewesen. Am Ende summierten sich die hauptsächlich an Telefonbieter erteilten 66 Zuschläge inklusive Aufgeld auf die eingangs erwähnte Summe. Knapp 50 Prozent des Angebots blieben demnach unverkauft. 64 Kunstwerke durften im Nachverkauf noch auf Interessenten hoffen. Derzeit harren noch 58 zum jeweiligen Verkaufslimit dieser vorläufig letzten Chance. Bei 75 Prozent liegt das Limit beim Rufpreis, der ja eigentlich nur ein Richtwert sein sollte und teils bei nicht einmal einem Drittel des ab Atelier oder Galerie üblichen Kaufpreises liegt. Das mag den Usancen des Sekundärmarktes entsprechen, ist jedoch bei zeitgenössischer Kunst eine Gratwanderung zulasten der Kunstschaffenden.

Dumping, gegen diesen Vorwurf hatte sich Ressler im Vorfeld zu Wehr gesetzt, schließlich wäre es ja "auch die Verantwortung der Galerien, zu verhindern, dass Werke so billig weggehen". Den dieserart wohl erhofften Stützungskäufen erteilten Angesprochene dann allerdings eine deutliche Absage.

Von der Folgerechtsabgabe – vier Prozent ab einem Meistbot von 2500 Euro – profitierte wiederum nur eine Minderheit: theoretisch 50 Künstlerinnen oder deren Nachfahren, praktisch erzielte manches nicht den Schwellenwert oder unterlag als Erstverkauf gar nicht erst dieser Regelung. Letzterer betraf 22 Künstler, die Ressler auf Anfrage nicht nennen will, um sie vor Disputen mit ihren Galerien zu bewahren. Ihnen gestand man weiters Sonderkonditionen zu: Bei Nichtverkauf fielen keinerlei Kosten an, bei Verkauf kamen zusätzlich zehn Prozent Einbringerprovision vom Meistbot dazu, abzüglich der Fotokosten von 200 oder 300 Euro.

Derweilen laufen bei Ressler Kunst Auktionen die Vorbereitungen für die nächste, am 20. Februar anberaumte Versteigerung: 225 Positionen von A wie Adrian bis Z wie Zitko. Ein Blick auf das Angebot dokumentiert den Alltag: Fernab jedweder Gleichstellung liegt der Anteil an Werken weiblicher Künstler bei gerade einmal vier Prozent. (kron, Album, 3.2.2017)