Wolfgang Ainetter ging gegen unzensuriert.at vor.

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Wien – Ex-"Heute"-Chefredakteur Wolfgang Ainetter hat vom FPÖ-nahen Portal "unzensuriert.at" eine Spende an die Journalistenorganisation "Reporter ohne Grenzen" in der Höhe von 1000 Euro erwirkt. Außerdem muss "unzensuriert.at" nach STANDARD-Infos Ainetters Anwaltskosten übernehmen, eine Richtigstellung hat das Portal bereits veröffentlicht.

Der Grund seiner Klage ist ein Zitat über die FPÖ, das "unzensuriert.at" dem jetzigen "Bild"-Redakteur zuordnete – der STANDARD berichtete darüber.

Ainetter schrieb in der "Bild"-Zeitung im Mai unter dem Titel "Wie österrechts wird unser Nachbar" eine Abrechnung mit dem "Filz" in Österreich, indem er das Verhältnis zwischen Politikern und Medien kritisierte und von seiner Zeit als "Heute"-Chefredakteur berichtete.

Ainetter damals: "Als ich vor fünf Jahren Chefredakteur einer Wiener Tageszeitung wurde, kam nach wenigen Wochen ein Politiker zu mir in die Redaktion: 'Darf ich etwas Gutes für Sie tun? Brauchen Sie eine Wohnung?' Tolle Lage, Miete weit unter Marktpreis – ich lehnte dankend ab."

Und weiter: "Interventionen 'von oben' sind Alltag. Als mein Team enthüllte, dass die SPÖ vier Jahre lang aus der Parteizentrale hunderte gefälschte Leserbriefe über die 'großartige Regierungsarbeit' an Redaktionen geschickt hatte, sagte meine Herausgeberin: 'Ich verbiete Ihnen kritischen Journalismus.' Ich ging, die verantwortlichen Politiker blieben im Amt."

"Unzensuriert.at" brachte FPÖ ins Spiel

"Unzensuriert.at" veröffentlichte dann am 7. August einen Artikel mit der Überschrift "Klettern bei 30 Grad im Schatten: Was die Stadt Wien in 'Heute' alles inseriert, um die Zeitung am Leben zu erhalten". In dem Artikel wird Ainetter folgendermaßen zitiert: "Als ich etwa vor rund fünf Jahren Chefredakteur bei der Gratiszeitung 'Heute' wurde, bekam ich einen hohen Besuch eines bekannten SPÖ-Politikers: 'Darf ich etwas Gutes für Sie tun? Brauchen Sie eine Wohnung?' Als damals noch relativ verblüffter Redakteur lehnte ich dankend ab, machte mich danach jedoch mit mehr oder weniger großem Enthusiasmus an vermeintliche 'Aufdeckerstorys'. Darin veröffentlichte ich, was etwa die Freiheitliche Partei seit Jahren scharf kritisiert: gefälschte Leserbriefe der SPÖ, die an alle Redaktionen des Landes geschickt werden, um der dahinschwindenden Partei noch einige Sympathisanten einzubringen."

In der Klagsschrift kritisierte Ainetter vor allem jene Passage (fett hervorgehoben), die ihn mit der Freiheitlichen Partei in Verbindung bringt. Diese Äußerung sei nie gefallen. Ainetter hatte "unzensuriert.at" auf Unterlassung, Urteilsveröffentlichung bzw. Widerruf und Schadenersatz geklagt. Das Verfahren wurde mit einem Vergleich beigelegt. Auf STANDARD-Anfrage bestätigte "unzensuriert.at", dass die Causa damit erledigt sei. (red, 3.2.2017)