Kurier-Chefredakteur Helmut Brandstätter duldet "keine Fäkalsprache" in seinem Blatt

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Ein kritischer Kommentar über die Überwachungspläne von Innenminister Wolfgang Sobotka (ÖVP) ist am Freitag von der Webseite der zum Kurier gehörenden Futurezone verschwunden. Der Text mit dem Titel "Wenn der Innenminister vor eure Türe scheißt" kommentierte Sobotkas Interview, in dem dieser die Abwehr "menschlichen Kots" vor seiner Haustür als Beispiel für eine erfolgreiche Überwachungsmaßnahme präsentierte. Claudia Zettel, Chefredakteurin der Futurezone, gab auf Twitter an, nicht für das Offlinenehmen "eines bestimmten Kommentars" verantwortlich zu sein und sich davon zu distanzieren.

"Keine Fäkalsprache" – oder doch?

Nach einigen Stunden erschien der ursprünglich am Donnerstag publizierte Artikel dann am Freitagnachmittag wieder. Der Titel ist auf "Wenn der Innenminister vor eurer Türe kehrt" abgeändert worden. In einem Disclaimer zum Kommentar gab Kurier-Chefredakteur Helmut Brandstätter an, dass der Kurier "keine Fäkalsprache" verwende.

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Deshalb sei der Kommentar "in Absprache mit dem Redakteursausschuss offline genommen worden." Eine Google-Suche zeigt allerdings, dass auf Kurier.at zahlreiche Artikel mit dem Wort "Scheiße" erschienen sind.

Die Causa ist insofern medienpolitisch interessant, da sich der Kurier mehrheitlich im Besitz der Raiffeisenbanken befindet, die ÖVP-nah ist. Bereits vor drei Wochen hatte das kurzfristige Offline-Nehmen eines Artikels für Schlagzeilen gesorgt. Damals war ein Bericht über die investigative Recherche des Falters zu Erwin Prölls Privatstiftung verschwunden. Brandstätter erklärte damals, der Artikel wäre kurz "in einem Channelmanager" gewesen. Auf netzpolitik.org ist der Originalartikel des am Freitag verschwundenen Kommentars abrufbar. (red, 3.2.2017)