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Auf einer Pressekonferenz bezeichnete sich François Fillon als Opfer einer Medienkampagne.

Foto: AP Photo/Christophe Ena

François Fillon, konservativer französischer Präsidentschaftskandidat, sieht sich als Opfer einer Medienkampagne. 32 Jahre lang habe er ohne Fehl und Tadel politisiert; dass er ausgerechnet nach Beginn seiner Präsidentschaftskampagne "medial gelyncht" werde, sei natürlich kein Zufall: Man wolle ihn an einer Kandidatur als Staatschef hindern, weil er "die etablierte Ordnung" aufbrechen wolle.

In der Sache behauptet Fillon, er habe "völlig legal" gehandelt. Die Beschäftigung seiner Frau während 15 Jahren sei "transparent" und habe einer effektiven Gegenleistung entsprochen: Penelope (Fillon, Anm.) habe "in aller Diskretion" seinen Zeitplan organisiert, die Post verwaltet, seine Reden gegengelesen, ihn bei Anlässen ersetzt und lokale Kontaktpersonen getroffen. Ihr Durchschnittslohn habe monatlich 3.677 Euro betragen, das entspreche der Kompetenz einer Person, die über Uni-Diplome in Recht und Wissenschaften verfüge.

Fillon erklärte, er könne mit Rücksicht auf die Vorermittlungen der Finanzstaatsanwaltschaft keine Belege publizieren. Allerdings werde er sämtliche Arbeitsverträge seiner Frau als parlamentarische Assistentin im Internet veröffentlichen.

Der bisherige Präsidentschaftsfavorit räumt immerhin ein, die Beschäftigung seiner Frau sei in moralischer Hinsicht ein "Fehler" gewesen. Er habe diesen in der französischen Nationalversammlung verbreiteten Usus vor drei Jahren selbst beendet. Trotzdem entschuldige er sich in aller Form bei den Franzosen. Eine Rückzahlung der Summen – die sich laut einer satirischen Wochenzeitung ("Le Canard enchaîné") auf gut eine Million Euro belaufen sollen – zieht er nicht in Betracht, da die Legalität nicht infrage stehe.

Klemme

Mit der Pressekonferenz versucht der konservative Kandidat die Initiative zurückzugewinnen, nachdem bis in seine eigene Partei Stimmen laut geworden sind, Fillon sei nicht mehr der beste Kandidat der Republikaner. "Heute beginnt ein neuer Wahlkampf, und ich werde ihn mit wilder Entschlossenheit führen", meinte der 62-jährige Expremier vor allem an die Adresse seiner parteiinternen Kritiker.

Das Beharren Fillons bringt die französischen Republikaner in die Klemme. Ihr bisheriger Favorit hat nun auf jeden Fall, das heißt unabhängig vom Vorgehen der Justiz, ein schweres politisches Handikap. Der Druck auf Fillon dürfte zudem kaum abnehmen: Die Zeitung "Le Monde" enthüllte am Dienstag ein neues Detail, das gegen Fillon sprechen soll: Als Premier habe er seinen Freund Marc Ladreit de Lacharrière für den höchsten Grad der Ehrenlegion vorgeschlagen, kurz bevor dieser Penelope Fillon in einer seiner Zeitschriften unter Vertrag nahm – für eine Tätigkeit, die nach wie vor nicht erwiesen ist.

Keinen "Plan B"

Das Problem für die Republikaner ist, dass sie im Pariser Jargon keinen "Plan B" haben – also keine Alternative zu Fillon. Der im November unterlegene Primärwahlkandidat Alain Juppé bekräftige am Dienstag, er stehe als Ersatz nicht zur Verfügung: "Nein bedeutet nein." Die übrigen fünf unterlegenen Primärwahlkandidaten – darunter Nicolas Sarkozy – kommen als Lückenfüller kaum in Betracht; andere Konservativen wie Xavier Bertrand oder Laurent Wauquiez, die im Gespräch sind, fehlt jede Legitimität.

In Umfragen glauben jedoch zwei Drittel der bürgerlichen Wähler, dass Fillon nicht mehr der beste Kandidat sei. Wohl vergeblich hofft er, dass die Justiz binnen "zwei Wochen" über die rechtlichen Folgen der Affäre entscheiden werde. In den Umfragen liegen die bisher favorisierten Republikaner bereits hinter der Ultranationalistin Marine Le Pen und dem neuen Präsidentschaftsfavoriten, dem Mitte-links-Kandidaten Emmanuel Macron. (Stefan Brändle aus Paris, 6.2.2017)