Langzeit-Sportchef Stefan Reiter ist bei den Riedern Geschichte.

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Ried im Innkreis – Die SV Ried trennt sich mit sofortiger Wirkung von Sportdirektor Stefan Reiter. Das gaben die Innviertler am Montagabend bekannt. Die Entscheidung zur Beendigung der Zusammenarbeit mit dem 56-Jährigen wurde in einer Vorstandssitzung gefällt, ein Nachfolger steht noch nicht fest.

Reiter verfügt zwar über einen bis Sommer 2018 gültigen Vertrag, dieser ist allerdings von Vereinsseite bis 30. April 2017 kündbar – von dieser Klausel machte die Rieder Führungsriege nun offenbar Gebrauch. Laut Vereins-Mitteilung wird der Kontrakt mit 31. Mai dieses Jahres einvernehmlich aufgelöst, bis dahin wird Reiter beurlaubt beziehungsweise dienstfrei gestellt. Am Langzeit-Sportchef gab es zuletzt unter anderem von Finanzvorstand Roland Daxl öffentliche Kritik.

Es begann 1993

Damit geht in Ried eine Ära zu Ende: Reiter kam bereits 1993 als nebenberuflicher Klub-Manager zu den Oberösterreichern, nach dem Aufstieg ins Oberhaus 1995 wurde er hauptberuflicher Manager und feierte mit den Riedern 1998 den ersten ÖFB-Cup-Titel. Im Jahr 2000 zog er sich zunächst in die Rieder Akademie zurück und wechselte danach zum SV Pasching, den er in die Bundesliga und sogar in den Europacup führte.

2004 heuerte der Oberösterreicher wieder in Ried an, schaffte mit den "Wikingern" den sofortigen Wiederaufstieg in die höchste Liga und durfte 2007 über den Vize-Meistertitel, 2010 über den Herbstmeistertitel und 2011 über eine weitere Cup-Trophäe jubeln. Außerdem nahmen die Rieder unter Reiter fünfmal am Europacup und viermal am UEFA-Intertoto-Cup teil.

Ried-Organisationsvorstand Karl Wagner kommentierte die Reiter-Ablöse in einer Aussendung folgendermaßen: "Er hat wesentlich zu den Erfolgen des Klubs in den vergangenen zwei Jahrzehnten beigetragen. Dafür möchten wir uns bei Stefan Reiter sehr herzlich bedanken. Es war uns deshalb sehr wichtig, dass wir diesen Vertrag im Einvernehmen auflösen. Nach dieser langen Zeit ist eine gewisse Routine eingekehrt. Um die Entwicklung der SV Ried weiter voran zu treiben, sind wir der festen Überzeugung, dass wir jetzt neue Wege gehen müssen. Nur so können wir wieder eine positive Aufbruchsstimmung bei der SV Ried schaffen."

"Ich habe damit gerechnet"

Für Reiter ist die Ablöse nach den jüngsten Aussagen der Rieder Klubspitze nicht überraschend gekommen. "Ich habe damit gerechnet", erklärte der Oberösterreicher gegenüber der APA. Deswegen habe er sich auch schon am Montagnachmittag Stunden vor der Vorstandssitzung "präventiv" von den Spielern verabschiedet.

"Ich habe ihnen gesagt, dass sie sich über mich keine Gedanken machen sollen und erfolgreich spielen sollen. Das wäre meine größte Freude", sagte Reiter. Als offizieller Grund für das Ende der Zusammenarbeit wurde laut dem scheidenden Sportdirektor angegeben, "dass man mit meiner Arbeit nicht zufrieden ist". Details wurden dabei aber nicht genannt.

Dennoch hege er keinen Groll. "Das ist die Entscheidung des Präsidiums. Ob sie richtig ist oder falsch, werden die nächsten Monate zeigen." Möglicherweise schon in den kommenden Wochen könnte Reiters Nachfolger feststehen – der nicht Gerhard Schweitzer heißen wird. "Er hat gesagt, dass ihm der Job angeboten wurde, aber er hat abgesagt. So etwas würde er nicht tun, wir sind seit 20 Jahren eng befreundet", sagte Reiter.

Der 56-Jährige kann sich ein weiteres Engagement im Fußball vorstellen. "Wenn sich eine interessante Möglichkeit ergibt, selbstverständlich. Ich bin noch lange nicht pensionsreif, sondern körperlich und geistig in einem Top-Zustand."

Im Führungsgremium der Bundesliga

Seine Mandate als Bundesliga-Aufsichtsrat und als von der Liga entsandtes Mitglied der ÖFB-Sportkommission wird Reiter zumindest vorerst weiterhin ausüben. "Ich würde das gerne weitermachen und werde darüber mit Präsident Rinner und Vorstand Ebenbauer reden. Aber da kommt es natürlich auch auf die Wünsche der Vereine an", meinte Reiter. (APA, 6.2.2017)