Damaskus – In Syrien werden laut Amnesty International (AI) Häftlinge systematisch gefoltert und getötet: Jede Woche würden im Militärgefängnis Saydnaya bei Damaskus bis zu 50 Häftlinge unter völliger Geheimhaltung erhängt, berichtet die Menschenrechtsorganisation in einem am Dienstag veröffentlichten Bericht.
Amnesty International geht davon aus, dass im Zeitraum von September 2011 bis Dezember 2015 zwischen 5.000 und 13.000 Gefangene – in der großen Mehrheit Zivilisten – erhängt worden seien. Hinzu kämen tausende Tote, die durch Hunger, Durst oder Folter und Misshandlung umgekommen seien. Die Gefangenen würden zudem unmenschlichen Haftbedingungen ausgesetzt, heißt es in dem Bericht weiter.
Von höchster Stelle genehmigt
Bei den Praktiken handele es sich um Verbrechen gegen die Menschlichkeit, erklärte Amnesty. Hohe Regierungsvertreter, Militärs und Geheimdienstpersonal sollen in die systematischen Hinrichtungen involviert sein. Ziel sei es, jede abweichende Meinung in der syrischen Bevölkerung zu vernichten. Laut Amnesty gebe es starken Grund zur Annahme, dass die Hinrichtungen bis heute stattfänden.
Der Bericht stützt sich auf Recherchen eines Jahres: Von Dezember 2015 bis Dezember 2016 führte Amnesty International ausführliche Interviews mit insgesamt 84 Personen. Amnesty sprach mit ehemaligen Häftlingen, Gefängnispersonal und Offizieren von Saydnaya, syrischen Anwälten und Richtern sowie internationalen Experten. Zudem wurden Satellitenbilder ausgewertet, die neue Massengräber zeigen.
Bereits im August 2016 hatte Amnesty International dokumentiert, dass in syrischen Gefängnissen – namentlich in Saydnaya – insgesamt mindestens 17.000 Gefangene getötet wurden.
Sie kamen durch die systematische Folter um, verhungerten, verdursteten oder starben, da ihnen eine medizinische Behandlung verwehrt wurde. Die im Zuge der neuen Recherchen gesammelten Zeugenaussagen der wenigen Menschen, die durch Bestechung oder im Zuge einer präsidentiellen Amnestie aus Saydnaya herausgekommen sind, bestätigten systematische Folter und Erniedrigungen, Vergewaltigungen sowie Nahrungs- und Wasserentzug, schreibt Amnesty International. (APA, 7.2.2017)