Foto: APA/Gindl

Wien – Das im Juli angekündigte Wasserstoffprojekt von Voestalpine und Verbund wird konkret: Die beiden errichten in Linz eine sechs Megawatt starke Anlage, die "grünen Wasserstoff" erzeugen soll. Als Technologiepartner haben sie Siemens an Bord geholt, die eine PEM-Elektrolyseanlage in das auf viereinhalb Jahre angelegte Forschungsprojekt einbringt. PEM steht für Proton Exchange Membran und ist eine Wasser-Elektrolysetechnologie, bei der (im Idealfall erneuerbare) Energie in reinen Wasserstoff in hochverdichteter Form umgewandelt und dann Kohle und Koks in der Eisen- und Stahlproduktion ersetzt.

Der Startschuss für das von der EU mit zwölf Millionen Euro geförderte Pilotprojekt "H2Future" – je zwei Millionen investieren Voestalpine, Verbund und Siemens – ist nun gefallen. Erklärtes Ziel des erstmaligen Einsatzes einer PEM-Elektrolyse in der Stahlwelt: hocheffiziente Energieerzeugung mit nur möglichst einer Umwandlungsstufe. Denn bei jeder Umwandlung verliere man 30 Prozent. "Entscheidend ist der Regelwirkungsgrad", betonte Verbund-Chef Wolfgang Anzengruber in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Voestalpine-Chef Wolfgang Eder und Siemens-Österreich-Chef Wolfgang Hesoun.

Die Latte liegt also hoch. Denn Pumpspeicherkraftwerke haben 80 Prozent Wirkungsgrad und 20 Prozent Verlust.

Neues Trägerelement in Linz

Die Anlage mit einer Leistung von sechs Megawatt wird auf dem Voest-Gelände in Linz errichtet und in den metallurgischen Prozess integriert, um möglichst viel Praxis im Zusammenspiel mit einem Hochofen zu erlangen, wie die drei Konzernchefs betonten. "Wir brauchen ein neues Trägerelement für die Energie der Zukunft", sagte Eder, der wertvolle Informationen für die Entwicklung und die Optimierung von Losgrößen erhofft. Die Herausforderung ist groß, es geht um nicht weniger als die Entwicklung eines hochofenähnlichen Aggregats, in dem Eisenerz und Roheisen geschmolzen werden können.

Die EU-Kommission ist begeistert von dem Projekt: "Das ist eines unserer Flaggschiffprojekte", sagte Executive Director Bart Biebuyck von der EU-Kommission. "Es wird weltweit verfolgt, was hier in Österreich entwickelt wird." Die EU glaube an Brennstoffzellentechnologie und investiere seit 1986 in Technologie. Bis 2050 werde sich der Anteil der erneuerbaren Energie gegenüber heute verdreifachen bis verfünffachen müssen – Wasserstoff könne hier eine Schlüsselrolle spielen. Marktfähigkeit will man 2020 erreichen. Anwendungen in der Praxis verweist Eder vorderhand dennoch ins Reich der Fantasie. Es werde wohl noch 20 Jahre dauern, bis das neue Verfahren die Stahlproduktion revolutioniere.

Verträgliche Klimaziele

Wünsche an die Politik hat man natürlich auch: die Energiewende und "stabile politische Rahmenbedingungen". Heißt auf gut Deutsch: verträgliche Klimaziele. "Die Dekarbonisierung darf aber nicht zu einer Entindustrialisierung führen", warnte Anzengruber. Und, ja: Wasserstoff muss auch in ausreichendem Maß zur Verfügung stehen. Sonst wird das nichts mit der CO2-freien Stahlerzeugung. (ung, 7.2.2017)