Trump als Henker: das umstrittene "Spiegel"-Cover.

Foto: Spiegel

New York/Washington – Der Zeichner des Titelbilds der Ausgabe des deutschen Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" mit US-Präsident Donald Trump als Henker der Freiheitsstatue, Edel Rodriguez, habe sich als Flüchtling zu dem Statement verpflichtet gefühlt. "Ich sehe sonst niemanden, der diese Art Illustrationen macht; ich denke, dass ich daher derjenige bin, der sie machen muss", sagte der in den USA lebende Kubaner. Beim deutschen Presserat sind bis jetzt laut dem Portal meedia.de 16 Beschwerden gegen das Cover eingegangen.

Mit Blick auf Trumps Einreisestopp für Flüchtlinge und Bürger aus sieben islamisch geprägten Ländern fügte Rodriguez gegenüber der dpa hinzu: "Welchen Unterschied gibt es zwischen mir und einem Muslim, der sein Land verlässt, weil er Angst hat, umgebracht zu werden?"

Heftige Reaktionen in den USA

Das Titelbild der jüngsten Ausgabe des deutschen Magazins hatte auch in den USA Reaktionen hervorgerufen. Das Online-Portal "Buzzfeed" schrieb, die Menschen seien "ziemlich schockiert". Die Illustration zeigt Trump, wie er in der einen Hand den blutenden, abgetrennten Kopf der Freiheitsstatue hält, in der anderen ein Messer. Dass die ganze Welt über ein Kunstwerk rede, findet Rodriguez "fabelhaft". Er habe sein Bild auch schon auf Anti-Trump-Demonstrationen gesehen.

Beschwerden beim Presserat

Nicht nur in den USA, sondern auch in Deutschland wurde das Cover heftig diskutiert. Bis Mittwoch früher Nachmittag gingen bereits 16 Beschwerden beim deutschen Presserat ein. So sehen einige Leser die Opfer von Terroranschlägen verhöhnt, andere wiederum einen Verstoß gegen die Menschenwürde, berichtet meedia.de.

"Spiegel"-Chef: "Wir zeigen das, worum es geht"

"Spiegel"-Chefredakteur Klaus Brinkbäumer verteidigte das Cover. Zu Reuters sagte er: "Ich halte das gar nicht für so wahnsinnig provokant. Wir zeigen das, worum es geht. Es geht im Moment ja tatsächlich um die Demokratie, um die Freiheit, es geht um Menschenrechte, es geht um die liberale Demokratie so wie wir sie wertschätzen. Donald Trump hat in den ersten zwei Wochen seiner Amtszeit mit diversen Handlungen und Verachtung für die Justiz, Verachtung für die Medien, Verachtung für multilaterale Abkommen und Institutionen bewiesen, dass er die Demokratie ernsthaft bedroht. Das zeigen wir."

Rodriguez kam 1980 in die USA

Edel Rodriguez kam 1980 mit acht Jahren als einer von rund 125.000 Kubanern während der damaligen Migrationskrise mit seiner Familie in die USA und lebt heute nahe New York. "Als mein Vater aus dem Boot stieg – ich habe es auf Video – war das Erste, was er sagte: 'Nieder mit Fidel, nieder mit der Revolution'", erzählte der heute 45-Jährige. Sein Vater habe in den USA endlich die Freiheit gehabt, das zu sagen. "Wie soll ich dann nicht die Freiheit haben, Trump zu zeichnen, oder Obama oder wen ich will, wie auch immer ich will?" (APA, red, 8.2.2017)