Für den Guardian ist Fleabag die zweitbeste, britische Serie des Jahres 2016, gleich nach der Dokumentationsreihe Planet Earth II. Eine "saukomische Sitcom über schreckliche Menschen und gebrochene Leben". Vom Stand weg hievt sich die Britin Phoebe Waller-Bridge in die erste Klasse der angelsächsischen Komödiantinnen der Gegenwart und steht in einer Reihe mit Witzbolden wie Amy Schumer und Amy Poehler.

Was es ist
Urbaner Weiberwahnsinn zum Lachen und Weinen.

Worum es geht
Das patscherte Leben einer namenlosen Frau in den Dreißigern, die in London einen kleinen Teesalon führt, skurrile Männerbekanntschaften pflegt und über ein, sagen wir, sehr spezielles Familienleben verfügt. Sie lebt getrennt, ihr sensibler Partner ("Er hat dauernd gekocht, mir ein Bad eingelassen, hat über meine Witze gelacht") ging, weil er sie erwischte, als sie zu einer Rede von Barack Obama masturbierte.

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Was es heißt
Fleabag heißt auf deutsch "Flohfänger", umgangsprachlich "Ekel" oder auch "Mistkerl". Trifft auf fast alle zu.

Wer die Hauptrolle spielt
Phoebe Waller-Bridge ist Autorin, Schauspielerin und Regisseurin. 2016 lief ihre Comedy Crashing.

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Wer noch?
Da wäre zunächst Schwester Claire (Sian Clifford). Die Geschwister sind verbunden in ewiger Hassliebe und erwarten vom anderen eher Fausthiebe als Umarmungen. Dazu kommt Schwager Martin (Brett Gelman), der das eigene Unglück auf die Schwester seiner Frau ablädt und Nettigkeiten sagt, wie sie stehe "kurz vor dem Verfallsdatum". Der Vater (Bill Paterson), Witwer, der für die Töchter Brustkrebsscreenings arrangiert, sich sonst aber kaum um ihr Fortkommen schert. Dann die Stiefmutter (Olivia Colman), die gemeinste von allen, weil sie so freundlich und gütig ist, dabei ihre Haken zielsicher setzt – und immer trifft. Nicht zu vergessen der Verehrer mit den Hasenzähnen. Oder der andere, der gutaussehende, der nur einen Fehler hat, nämlich beim GV den falschen Eingang zu bevorzugen.

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Wer hat's erfunden?
Waller-Bridge schrieb Fleabag im Jahr 2013 fürs Theater, ein Jahr später für die BBC als sechsteilige Miniserie. Von Waller-Bridges Schwester Isobel stammt übrigens die Musik.

Wer das schauen soll
Alle, die furchtlos genug sind, Geschichten um prämenstruelles Syndrom, Analsex, Brustkrebsscreening, Schweigeseminar und Überraschungspartys zu ertragen. Obacht: nicht unterschätzen! Das Leben ab 30 kann hart sein.

Die beste Folge
Fünf, wegen des Clinchs mit der garstigen Stiefmutter (Olivia Colman, Bild).

Erkennungsmerkmal
Zieht Zuschauer ins Vertrauen, die folgen blind in jedes Schlamassel.

Wo man es sehen kann
Jederzeit abrufbar auf Amazon. Sechsmal 30 Minuten, geht sich an einem Abend locker aus. (prie, 9.2.2017)

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