Kein Mann des schnellen Witzes: Vitus Wieser.

Foto: Andrew Brusso

Wien – Das schwarze Bühnenoutfit trägt er zwar ohne Rollkragen – einen gewissen Hang zur Philosophie des Existenzialismus kann man Vitus Wieser aber dennoch nicht absprechen. Zumal er sein Publikum mit sehr Grundsätzlichem konfrontiert: "Was, wenn man alle wichtigen Entscheidungen im Leben falsch trifft?", fragt er da einmal. "Man eckt an, wenn man anfängt, sein wahres Selbst zu leben", heißt es an anderer Stelle.

Bedeutungsschwere Kost für ein Kabarettdebüt, bei dem es vordergründig darum ginge, das künftige Publikum mit schnellen Witzen auf seine Seite zu ziehen? Mit Sicherheit. Umso interessanter allerdings, dass Vitus Wieser darauf schlichtweg pfeift. Als Tragikomödie mit Betonung auf "Tragi" bleiben bei seinem Stück Gangster die Lacher überwiegend im Hals stecken. Und das tut hin und wieder ganz gut.

Sinnkrise

In einer so simplen wie tiefgehenden Geschichte erzählt der 39-Jährige von seiner Sinnkrise, die ihn erfasst hat, seit er bei einer Knieoperation nur knapp dem Tod von der Schippe gesprungen ist. Beruf, Ehe und Ziele – der gesamte Lebensentwurf steht plötzlich infrage. Erst durch die Begegnung mit einem dem Heroin verfallenen Schulfreund klärt sich die Sicht auf die Dinge.

Als gelernter Schauspieler hat sich Vitus Wieser auch fürs Kabarett die geschliffene Bühnensprache bewahrt. Verlässt er diese doch, werden seine dargestellten Charaktere durch starke Kontraste unheimlich lebendig. Da verwandelt sich Wieser glaubhaft und ohne Überheblichkeit in einen Kärntner Eishockeycrack, einen Spitalsgesellen urwienerischen Zuschnitts oder den dahindämmernden Junkie-Freund.

Sätze, die Türen öffnen

Schwächen finden sich vor allem im ersten Teil, in dem die Haupthandlung unter der (überflüssigen) Aufarbeitung schwarzpädagogischer Kinderserien leidet. Unterm Strich ist Gangster aber ein solides Debüt, das mit Tragik glänzt, mit Witz geizt und mit schlauen Sätzen Türen zum Nachsinnen öffnet. "Das Leben soll gar nicht nicht weh tun", ist so ein Satz. (Stefan Weiss, 9.2.2017)