Wenn das Licht sich entzieht, schreibt Anna Mitgutsch im Begleittext, "wenn es aufhört, uns die Welt zu vermitteln, beginnen wir, uns auf sein Geheimnis zu besinnen". Mit Licht zeichnen, das bedeutet Fotografieren ja. Was aber, wenn es immer spärlicher vorhanden ist, wenn stattdessen sein Gegenteil, der sich in der Dunkelheit verlierende Schatten, überhandnimmt?

In Hotels, Schlössern und Wohnungen in Niederösterreich und Wien fand Korab geeignete Interieurs und "belichtete" diese Räume – ein schwieriges Unterfangen.
Foto: Lukas Friesenbichler

In Schattenlicht geht der Fotokünstler Nikolaus Korab diesen Fragen auf den Grund. Schatten ist zwar überall, aber Korab suchte spezielle Räume, in die Sonnenstrahlen sich kaum verirren, nur mehr indirekte Reflexionen sind an Wänden, Türen und wenigen Objekten. In Büros, Hotels, Schlössern, Wohnungen hauptsächlich in Niederösterreich und Wien fand er geeignete Interieurs.

Und er "belichtete" diese Räume – ein schwieriges Unterfangen, umso mehr, als er mit Analogmaterial arbeitete und erst Tage später überprüfen konnte, ob das Foto das wiedergab, was er (kaum) gesehen hatte. Dem Betrachter geht es wie in natura: Er muss sich an das dunkle Bild gewöhnen. In seinem Text spricht Carl Aigner, Leonard Cohen zitierend ("You want it darker"), davon, dass es um essenzielle Fragen der Bildgewinnung und Wahrnehmung selbst geht: "Das Licht scheint zu schweben, gewichtlos, fragil und letztlich ungreifbar". (Michael Freund, 11.2.2017)