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Präsident Rohanis Auftritt bei den Demonstrationen.

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Trump-Karikatur in Teheran.

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Millionen Menschen im Iran sind am 38. Jahrestag der Revolution am Freitag auf die Straße gegangen. Bei den Massendemonstrationen im ganzen Land bekräftigten sie dabei auch noch einmal ihren Willen, gegen alle Drohungen des Auslands, insbesondere der USA, Widerstand zu leisten und die Ideale der Revolution zu unterstützen.

Der ehemalige iranische Präsident Mohammad Khatami, der seit Jahren nicht mehr öffentlich auftreten darf, hat in einem Brief an die Nation, der nur im Internet veröffentlicht wurde und von keiner Zeitung gedruckt werden durfte, zur nationalen Versöhnung aufgerufen. Außerdem appellierte er an die Iraner, am Jahrestag der Revolution die Gräben zwischen den verschiedenen politischen Gruppen zu überwinden und die Einheit der Nation gegen jegliche Bedrohung zu bewahren.

Sein Aufruf brachte viele junge Menschen auf die Straße. Im Gegensatz zu früheren Demonstrationen am Jahrestag der Revolution fielen die Parolen diesmal weniger extrem aus – obwohl wie immer die USA und Israel als Urheber des Radikalismus bezeichnet und verurteilt wurden. Der religiöse Führer Ali Khamenei vermied jedoch in seiner Rede am Mittwoch, US-Präsident Donald Trump direkt beim Namen zu nennen. Dieser war der sprichwörtliche "Elefant im Raum": Er stand überaus deutlich da. Khamenei dankte dem neuen Präsidenten aber für seine Äußerungen über Missstände in Amerika: "Er (Trump, Anm.) hat das, was wir seit Jahren über die USA gesagt haben, bestätigt", sagte der religiöse Führer.

Rohani rügt Trump für seine "Unerfahrenheit"

Präsident Hassan Rohani hat in einer Rede vor Tausenden von Demonstranten in Teheran die Errungenschaften seiner Regierungszeit aufgezählt. Außerdem betonte er nochmals, dass unter seiner Regie die Diplomaten ein hervorragendes Ergebnis bei Verhandlungen erzielt hätten. Rohani bekräftigte, dass der Iran weiterhin gegen jede Form von Radikalismus sei, und sagte in Richtung USA, aber auch Saudi-Arabien: "In unserer Region und in Amerika sind unerfahrene Politiker an der Macht. Sie neigen zu Äußerungen, die diese Unerfahrenheit beweisen."

Rohani erinnerte an den im Jänner verstorbenen Ayatollah Hashemi Rafsanjani und an die Massenansammlung bei dessen Begräbnis: Diese hätten gezeigt, dass die iranische Bevölkerung für die versöhnliche Politik, die Rafsanjani verkörpert habe, eintrete. An späterer Stelle äußerte er außerdem die Hoffnung, dass die Iraner bei der Präsidentenwahl im kommenden Mai seine eigene Politik unterstützen würden. Es war das erste Mal, dass Rohani direkt seinen Willen zur erneuten Kandidatur bekanntgegeben hat.

Stimmen gegen aggressive Rhetorik

Nachdem sich das Klima zwischen den USA und dem Iran zuletzt wieder verschlechtert hatte – was sich auch im Ton der iranischen Berichterstattung widerspiegelte –, wurden zuletzt wieder Stimmen laut, die dazu rieten, die aggressive Rhetorik wieder zu mäßigen. Weniger als drei Monate vor den Präsidentenwahlen im Iran scheinen die radikalen Kräfte die Hoffnung auf eine Machtübernahme aufgegeben zu haben. Dennoch versuchen sie in den konservativen Blättern des Landes, die Errungenschaften der Vereinbarungen über das international ausgehandelte iranische Atomprogramm infrage zu stellen. Bei der Bevölkerung stoßen diese Berichte aber trotz wirtschaftlicher Engpässe auf massiven Widerstand.

Doch gerade am Jahrestag der Revolution sind die Wirtschaftsprobleme in Vergessenheit geraten. Der Aufruf Mohammad Khatamis zu nationaler Versöhnung ist in den Vordergrund getreten. Tags darauf wird zwar gewohntermaßen jede Seite versuchen, die Demonstrationen zu seinen Gunsten zu interpretieren. Aber die Vermeidung radikaler Parolen war, trotz gelegentlicher Ausnahmen, unübersehbar. (Amir Loghmany aus Teheran, 10.2.2017)