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Beisetzung der getöteten Soldaten. Ankara hält trotz des russischen Luftschlags an der Beziehung zu Moskau fest.

Foto: AP/Eyyup Burun

In Ankara herrscht Trauer, aber keine Verbitterung nach dem Tod dreier Militärangehöriger und der Verletzung elf weiterer durch einen russischen Luftschlag in der nordsyrischen Stadt Al-Bab, der eigentlich der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) galt. Wladimir Putin sprach seinem Kollegen Tayyip Erdogan per Telefon sein Beileid aus. Beide Seiten vereinbarten, die Koordination der Militäroperation in Syrien zu verbessern.

Vor zwei Jahren noch hatte der Abschuss eines russischen Kampfflugzeugs an der syrisch-türkischen Grenze durch einen türkischen Jet die bilateralen Beziehungen in eine tiefe Krise gestürzt. Moskau verlangte eine Entschuldigung von türkischer Seite, die Erdogan erst mit einem Jahr Verspätung nach der Einführung scharfer Wirtschaftssanktionen von russischer Seite aus leistete.

Keine neue Krise

Inzwischen hat sich das Verhältnis aber gebessert, und der Vorfall in Al-Bab soll an der neuen Partnerschaft auch nichts ändern. Die Schuld für das "friendly fire" sieht Moskau dabei aber trotzdem auf türkischer Seite: Die Situation sei eindeutig, erklärte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Freitag. "Unsere Militärs haben sich bei den Luftschlägen gegen die Terroristen auf die Koordinaten gestützt, die uns unsere türkischen Partner übergeben haben." In dem Bezirk hätte es eigentlich keine türkischen Soldaten geben dürfen, sagte Peskow.

Brisant ist die Lage in jedem Fall: Um Al-Bab, nordöstlich von Aleppo, ist ein inoffizielles Wettrennen zwischen syrischen und türkischen Truppen entbrannt. Beide Seiten versuchen die Stadt als Erste vom IS zu erobern, um dann auch die Kontrolle über das Gebiet zu halten. Die Beziehungen zwischen Damaskus und Ankara sind gespannt. Bei der Friedenskonferenz in Astana hatte der offizielle Vertreter Syriens die Türkei als Unterstützer von Terrororganisationen bezeichnet.

Russland muss zwischen beiden Seiten lavieren, soll aber den Türken bereits versprochen haben, dass Al-Bab in deren Einflussbereich übergehe. Dies sagt jedenfalls Juri Mawaschew, politischer Experte des Moskauer Zentrums für moderne Türkeiforschung.

Der Kuhhandel mag Moskaus Partner Bashar al-Assad und den Iran verärgern. Doch für den Kreml ist derzeit offenbar wichtiger, dass die Türkei nicht aus dem frisch geschlossenen Bündnis gegen den IS ausschert. (André Ballin aus Moskau, 10.2.2017)