Traditionell hat Tanzen und Forschung nicht allzu viel miteinander zu tun. Das hat sich in den letzten Jahren aber etwas geändert: In Wien gibt es seit 2015 einen Wissenschaftsball, und der Wettbewerb "Dance your Ph.D." erfreut sich unter Jungforschern großer Beliebtheit.
Tanzen ist zuletzt aber auch in den Mittelpunkt etlicher Studien vor allem aus der recht neuen evolutionären Psychologie gerückt. Das hat damit zu tun, dass Tanzen zwar keine unmittelbare Überlebensfunktion hat, bei der Partnersuche aber nicht ganz unwichtig sein kann – ganz gemäß dem Diktum, dass der Tanz (bzw. der Tango) vertikaler Ausdruck eines horizontalen Verlangens sei.
Umstrittene Ergebnisse
So behauptete eine Covergeschichte des Fachmagazins "Nature" Ende 2005, dass gute männliche Tänzer symmetrischere Körper und daher bessere Gene hätten. Das Ergebnis konnte nicht bestätigt werden. Eine andere Studie wollte einen Zusammenhang zwischen dem festen Händedruck von Männern und der Anziehungskraft ihres Tanzstils entdeckt haben. Außerdem würden Frauen während ihrer fruchtbaren Tage attraktiver tanzen.
Was aber macht den Tanzstil einer Frau eigentlich attraktiv? Auch zu dieser Frage gibt es längst einige Studien, die bisher indes zu nicht ganz eindeutigen Ergebnissen führten. Der britische Psychologe Kris McCarty von der Northumbria University in Newcastle wollte es nun ganz genau wissen. Er ließ für seine Untersuchung, die im Fachblatt "Scientific Reports" erschien, insgesamt 39 Frauen vor der Kamera zu einem einfachen Rhythmus tanzen.
Bewertete Tanz-Avatare
Mithilfe reflektierender Markierungen am Gewand erstellten die Forscher dann Avatare, die sie am Bildschirm eines Computers tanzen ließen. Damit sollte sichergestellt werden, dass nur die Attraktivität der Bewegungen und nicht die der Frauen beurteilt wurden.
Diese Bewertung nahmen dann 57 Männer und 143 Frauen anhand von Avatar-Tanz-Clips vor: Deren Urteile gaben recht klare Hinweise auf die Tanz-Attraktivität: Sowohl Männer als auch Frauen bevorzugten stark bewegte Hüften und Arme. Zudem gefiel, wenn sich die Oberschenkel unabhängig voneinander bewegten.
Warum Hüftbewegungen hip sind
Auf den Hüftschwung komme es deshalb zentral an, weil man so leichter das Geschlecht der tanzenden Person erkennen könne, vermuten die Forscher. Und asymmetrische Bewegungen der Gliedmaßen signalisieren eine gut koordinierte Motorik. (tasch, 10.2.2017)