Auf dem Wiener Praterstern und am Westbahnhof ist mehr Polizei unterwegs. Das sorge nicht nur dafür, dass sich die Leute sicherer fühlten, auch die Einsatzzahlen würden sinken.

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Ein Drittel der Befragten gab an, sich eher oder gar nicht sicher zu fühlen.

Grafik: DER STANDARD

Am Linzer Hauptbahnhof fahren derzeit verstärkt Einsatzfahrzeuge ein: Schlägereien, Raubüberfälle, Sachbeschädigungen – besonders seit dem Jahreswechsel wurde der Bahnhof zur Problemzone. Die Bahnhofshalle ist im Winter Treffpunkt von Gruppen zumeist junger Asylwerber, die sich mitunter in die Haare kriegen: Erst am Sonntag musste die Polizei eine Rauferei zwischen Afghanen und Irakern schlichten. In den Tagen zuvor gab es zwei Überfälle und eine Evakuierung: Unbekannte hatten Pfefferspray versprüht.

Polizeistreifen und ÖBB-Security wurden aufgestockt. Der Linzer Sicherheitsstadtrat Detlef Wimmer (FPÖ) verlangte ein Zeitlimit beim kostenlosen Internetzugang am Bahnhof sowie ein Alkoholverbot. Rückendeckung gibt es von ÖVP und den ÖBB. Integrationslandesrat Rudi Anschober (Grüne) kündigte für Donnerstag einen runden Tisch mit Exekutive und Flüchtlingsbetreuern an.

Deliktanzahl "auf niedrigem Niveau"

Raufereien unter jugendlichen Asylwerbern beschäftigen auch die Wiener Exekutive: Die ÖBB beschränkten deshalb am Westbahnhof schon im Jänner das Gratis-WLAN auf 30 Minuten pro Tag. Ob es tatsächlich dazu führt, dass weniger junge Leute in der Bahnhofshalle bleiben, müsse man bis Ende März beobachten, heißt es aus dem ÖBB-Büro zum STANDARD. Die Anzahl der Delikte bewege sich am Westbahnhof aber generell "auf einem niedrigen Niveau".

Auch laut Polizei ist die Lage am Westbahnhof sowie auf dem als Kriminalitätshotspot gehandelten Bahnhof Praterstern in Wien-Leopoldstadt entschärft. ÖBB-Security, Polizeistreifen, Sozialarbeiter sowie Videoüberwachung als Abschreckung würden das Sicherheitsgefühl steigern – und die Situation auch objektiv verbessern: Am Praterstern zählte die Exekutive im Jänner 2013 noch 241 Einsätze, diesen Jänner waren es 75.

Auch die Wiener Linien setzen auf Videokameras zur Prävention und für das Sicherheitsempfinden. 8000 Kameras in Stationen und Verkehrsmitteln sollen aufgestockt und von Livesenden auf Aufzeichnen umgerüstet werden.

Schutzzone in Innsbruck

Weniger Erfolg zeitigen Maßnahmen in Innsbruck: Größtes Problem sind einige nordafrikanische Straßendealer. Seit mittlerweile zehn Jahren versucht man sie mittels Schutzzonenverordnung aus dem Rapoldipark zu vertreiben. Es ist die am längsten andauernde Schutzzone Österreichs – doch hat sie nichts verändert: Die Polizei räumt mittlerweile ein, damit nur auf das "subjektive Sicherheitsgefühl" der Bevölkerung einwirken zu wollen.

In Graz versucht man auch alternative Wege zu gehen. So wurden kürzlich Projekte von Informationsdesign-Studierenden der FH Joanneum präsentiert, mit denen man Brennpunkte wie Volksgarten, Metahofpark und Hauptbahnhof positiv "transformieren" will. Mit Eingriffen, die nicht zur bloßen Behübschung dienen oder es nur ungemütlich für Obdachlose machen, sondern die "Kluft zwischen Arm und Reich" hinterfragen sollten.

Heimwegtelefon in Graz

Für den Volksgarten wurden je nach Jahreszeiten verschiedene Lichtinstallationen erdacht, die eine positive Attraktion sein und das Sicherheitsgefühl erhöhen sollen, zudem dachte man an Möbel, Waffelstände und Eislaufen im Winter. Auch ein Vorschlag für den Vorplatz des Hauptbahnhofes spielt mit Licht: Hier sollen die Anzahl der Menschen und ihre Schritte durch Licht visualisiert und Stimmungen via Twitter farbig sichtbar gemacht werden.

Die 44-köpfige Grazer Ordnungswache, die seit 2007 in Graz auf Streife geht, bekam Ende 2016 eine neue Aufgabe dazu: Das sogenannte Heimwegtelefon. Wer ein mulmiges Gefühl hat, kann freitags, samstags und vor Feiertagen von 22 bis 3 Uhr unter 0316/872-2277 anrufen und sich telefonisch heimbegleiten lassen.

"Sicherheitsbürger" im Burgenland

Dass Debatten um Sicherheit aber auch ungewollt ins Komische abgleiten können, zeigt ein Beispiel aus der Stadt Salzburg, wo die FPÖ mittels Bürgerbegehren eine eigene Sicherheitswache verlangte. 2000 Unterschriften wären notwendig gewesen, 2200 reichten die Blauen ein. Dann die Blamage: Mehr als die Hälfte war ungültig: Ein Gemeinderat hatte gleich mehrmals unterschrieben, auch ein Toter soll aufgeschienen sein. Der Staatsanwalt ermittelt.

Im Burgenland konkurrieren die "Sicherheitsbürger" des Innenministeriums mit den "Sicherheitspartnern" von Landeshauptmann-Vize Johann Tschürtz (FPÖ). Beide Projekte laufen laut Betreibenden wunderbar. Profitieren aber, wie der Eisenstädter VP-Gemeinderat Istvan Deli zugibt, von der allgemeinen pannonischen Sicherheitslage. "Deliktmäßig ist bei uns tote Hose." (ars, cmi, cms, mro, neu, wei, 14.2.2017)