Paris/Detroit/Wien – Jahrelang hat General Motors (GM) vergeblich versucht, Opel zu sanieren. Im vergangenen Jahr hat der deutsche Traditionshersteller allerdings wieder sein Ziel verfehlt, schwarze Zahlen zu schreiben. Jetzt will GM, der nach Volkswagen und Toyota weltweit drittgrößte Autobauer, seine verlustreiche Tochter offenbar loswerden.

GM befinde sich in fortgeschrittenen Gesprächen über eine Zusammenlegung der Rüsselsheimer Tochter mit dem französischen Konkurrenten PSA Peugeot Citroën, bestätigte ein Peugeot-Sprecher. Dabei gehe es darum, die Partnerschaft zu vertiefen. Eine Vereinbarung könnte binnen Tagen verkündet werden.

Gemeinsame Produktion

Opel und Peugeot hatten bereits vor einigen Jahren eine Allianz angestrebt. Übrig blieb die gemeinsame Produktion von einigen Modellen. Eine Bestätigung von Opel und der Familie Peugeot, die 14 Prozent an dem Zwei-Marken-Konzern PSA Peugeot Citroën hält, steht noch aus. Rückhalt für den Plan soll es laut einem Insider seitens der franzöischen Regierung (die ebenfalls fast 14 Prozent am Konzern hält) geben.

Für GM würde dieser Schritt den weitgehenden Rückzug aus Europa bedeuten. Dass der Verkauf von Opel erwogen wird, überrascht nicht wirklich. Die deutsche Traditionsmarke gehört seit fast 90 Jahren zu GM. Ihre Hochzeit erlebte sie in den 1950er- und 1960er-Jahren. Damals war Opel hochprofitabel. In den 1980er-Jahren begann der Abstieg, als Erzrivale Volkswagen aufholte. Opel fiel wegen Qualitätsproblemen zurück.

Danach versuchte GM vergeblich, die deutsche Tochter wieder auf Kurs zu bringen, und tauschte mehrfach die Vorstandschefs aus. Wobei meist amerikanische Chefs an der Opel-Spitze standen. Viele Modelle verfehlten den Geschmack der Autokäufer. Im Vorjahr, nach harter Sanierung, sollten Opel und die britische Schwestermarke Vauxhall eigentlich den ersten Jahresgewinn seit 1999 erzielen.

Gewinnzone nicht erreicht

Doch nach einem Zwischenhoch ging es in der zweiten Jahreshälfte wieder bergab. Im Schlussquartal machte GM im Europa-Geschäft einen Verlust von 246 Millionen Dollar (257 Millionen Euro) nach einem Minus von 298 Millionen Dollar im Vorjahreszeitraum. Im US-Heimatmarkt und in China hingegen brummen die Geschäfte. Als Grund für die schlechten Zahlen nannte Firmenchef Karl-Thomas Neumann Währungsturbulenzen nach dem britischen Brexit-Referendum. Großbritannien ist vor Deutschland wichtigster Einzelmarkt für Opel, der Autobauer tritt dort unter dem Namen Vauxhall auf.

Britische Autokäufer hielten sich nach dem Referendum zurück. 289.000 Vauxhall wurden in Großbritannien 2016 verkauft, 23.000 weniger als im Jahr davor. In den anderen Märkten Europas legte Opel zu. Unter dem Strich wurde mit 1,16 Millionen Fahrzeugen ein Absatzplus von vier Prozent erzielt.

Neben dem Brexit führte Neumann auch Belastungen durch den 2015 erfolgten Russland-Rückzug an. Um gegenzusteuern, wurde 2016 in Rüsselsheim und Eisenach Kurzarbeit eingeführt. Dennoch gelang es nur zum Teil, die negativen Währungseffekte von mehr als 300 Millionen Dollar wettzumachen. Auch für heuer ging GM-Finanzvorstand Chuck Stevens vor gut einer Woche davon aus, dass man in Europa deswegen kaum in der Lage sein werde, die Gewinnschwelle zu erreichen. 2018 wurde da angepeilt.

Schwache Margen

Neumann erklärte auch wie: "Wir investieren in unsere Zukunft, indem wir in diesem Jahr so viele neue Autos wie nie zuvor in unserer 155-jährigen Geschichte auf den Markt bringen."

Mit Währungseffekten allein lässt sich das Schwächeln der Rüsselsheimer laut Experten aber nur unzureichend erklären. Bei Opel stünden kleinere Modelle wie Corsa, Adam und Astra für mehr als die Hälfte der Verkäufe, so der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen. Der US-Rivale Ford, der auch in Europa und da selbst in Großbritannien gutes Geld verdient, habe einen größeren Anteil an höherwertigen Fahrzeugen. Bei Ford liege der Anteil von "Brot und Butter"-Fahrzeugen nur bei 40 Prozent. Opel verkaufe auch deutlich mehr Fahrzeuge mit Preisabschlag als die Konkurrenz, was zulasten der Margen gehe.

Analysten reagieren skeptisch auf den geplanten Zusammenschluss. "Wenn sich zwei Lahme zusammentun, wird kein Gesunder daraus", sagt ein Experte. Für GM wäre der Verkauf gut, er bezweifle jedoch, dass Peugeot mit Opel glücklich werde. Und für Dudenhöffer ergibt "Eins und eins in diesem Fall nicht zwei, sondern eineinhalb". (Reuters, rebu, 14.2.2017)