Mit dem Ergänzungsgutachten aus der Schweiz wurde ein vorläufiger Schlusspunkt in der Causa Rachat Alijew gesetzt. Die Betonung liegt allerdings auf vorläufig.

Bei der Beurteilung, ob der frühere kasachische Botschafter in Österreich in seiner Zelle Suizid begangen hat oder ermordet wurde, muss sich die Staatsanwaltschaft auf die von ihr in Auftrag gegebenen Gutachten verlassen. Beide damit befassten Institute in Wien und in St. Gallen schließen die Mordtheorie aus. Das Ermittlungsverfahren bleibt eingestellt. Über den Fortführungsantrag, den die Rechtsanwälte von Alijews Witwe gestellt haben, weil ein Privatgutachten zum Schluss kommt, dass es kein Suizid war, muss allerdings erst das Gericht entscheiden.

In der Causa hat es viele Ungereimtheiten gegeben. Die Justiz war lange unentschlossen, ob sie den Exbotschafter, der in seiner Heimat mit Mordvorwürfen konfrontiert war, ausliefern oder den Prozess hier durchführen sollte, weil zu befürchten war, dass es in Kasachstan kein faires Verfahren gibt. Immerhin kamen die Vorwürfe von der kasachischen Staatsspitze selbst. In Österreich konnte Alijew eine Zeit lang auf hochrangige Seilschaften vertrauen.

Wirklich geschlampt wurde, nachdem Alijew tot in der Zelle gefunden worden war. Die Tatortsituation wurde erst nach Veränderungen fotografisch dokumentiert. Fehler wie diese werden immer wieder Spekulationen befeuern. (Michael Simoner, 14.2.2017)